In Wien fanden am Samstag mehrere Demonstrationen gegen die Corona-Maßnahmen statt. Zahlreiche Demonstranten versuchten, am Nachmittag von unterschiedlichen Startpunkten aus in Richtung Ring zu marschieren. Beim Versuch der Demonstranten, eine Sperre zu durchbrechen, setzten die Polizisten Pfefferspray ein. Es kam zu elf Festnahmen und 1650 Anzeigen. Ein Durchkommen der Demonstranten in die Innenstadt verhinderte die Polizei erfolgreich, der größte Protestzug wurde bereits nach etwa einer Stunde aufgelöst. Einige Teilnehmer versuchten jedoch weiterhin, in die City vorzudringen.
Die Organisatoren der nicht genehmigten Demonstrationen gaben dieses Mal vorab keine Örtlichkeiten und Zeitpunkte bekannt. Erst kurz vor den Aktionen seien demnach die Teilnehmer über Chatgruppen informiert worden. Haupttreffpunkt sollte demnach der Hauptbahnhof sein, viele Teilnehmer starteten jedoch auch an anderen Örtlichkeiten.
Seitens des Innenministeriums wurde bereits am Freitag eine „sehr schwierige“ Lage für Polizei, aber auch Unbeteiligte prognostiziert. Im gesamten innerstädtischen Bereich müsse mit Versammlungen und Verkehrsbehinderungen gerechnet werden.
Fotografin von Demonstranten attackiert
Beim Hauptbahnhof versammelten sich anfangs jedenfalls bis zu 1000 Teilnehmer. Laut Zeugenberichten soll dort eine Gruppe Demonstranten von der Polizei eingekesselt worden sein. Eine Fotografin gab via Twitter an, von Demonstranten attackiert worden zu sein. Sie habe laut eigener Aussage leichte Blessuren erlitten.
Demo-Zug am Margaretengürtel gestoppt
Kurz vor dem Margaretengürtel wurde ein Demonstrationszug laut Augenzeugenberichten dann von der Polizei gestoppt. Weil die Demonstranten versuchten, die Sperre zu durchbrechen, setzten die Einsatzkräfte Pfefferspray ein.
Die Gruppierung marschierte dann wieder zurück Richtung Hauptbahnhof. Dort löste die Polizei den Demonstrationszug gegen 14.30 Uhr auf. „Die Teilnehmer sind dem auch großteils nachgekommen“, sagte ein Sprecher der Polizei der APA.
In der Zwischenzeit bildete sich jedoch auch eine Gruppe auf der Mariahilfer Straße, die Richtung Westbahnhof marschierte. Kurz nach 15 Uhr formierten sich zudem auch weitere größere Gruppen im Bezirk Wieden, die sich Richtung Innenstadt aufmachten. Auch im Bereich der Zweierlinie bildete sich ein Protestzug.
Keine Ausschreitungen in Innenstadt
Eine größere Demonstration fand dann beim Schweizergarten statt, wo gut 1000 Aktivisten, unter ihnen etliche Rechtsextreme, Hooligans und Impfgegner, teils auf, teils neben dem Gürtel auf und abzogen. Einige hundert der Demonstranten marschierten dann weiter unbegleitet Richtung Innenstadt, wobei es allerdings laut APA keine Ausschreitungen und auch kaum Verkehrsbehinderungen gab.
„Konsequent durchgegriffen“
Gegenüber krone.at hieß es seitens des Innenministeriums, die Lage sei vollständig unter Kontrolle, die Polizei habe „konsequent durchgegriffen“. Masken trug allerdings nur rund jeder zehnte Teilnehmer, der Mindestabstand von zwei Metern wurde konsequent ignoriert. Unter den Fahnen dominierte die österreichische Nationalflagge, aber auch Reichsflaggen wurden vereinzelt gesichtet.
Ein Zusammentreffen der Demonstranten mit jenen Aktivisten, die zeitgleich für menschliche Asylpolitik auf die Straße gegangen waren, konnte verhindert werden. Die Teilnehmer der Asyl-Demo hielten die Maskenpflicht konsequent ein, der Zwei-Meter-Abstand wurde jedoch unterschritten.
ÖVP: „Gefährlichkeit des Virus noch immer nicht verstanden“
ÖVP-Sicherheitssprecher Karl Mahrer bedankte sich am Abend bei den Einsatzkräften „für ihren tatkräftigen Einsatz im Dienste der Republik“. Gleichzeitig übte Mahrer heftige Kritik an einem Teil der Demonstranten: „Während die Infektionszahlen weiter steigen und andere auf der Intensivstation um ihr Leben kämpfen, marschieren Neonazis, Rechtsextreme und Kickl-Sympathisanten heute unbeeindruckt durch Wien. Trotz der hohen Infektionszahlen und der drohenden Überlastung der Intensivkapazitäten haben die Demonstrierenden nach wie vor die Gefährlichkeit des Virus nicht verstanden und missbrauchen das Versammlungsrecht, um das Corona-Virus zu leugnen.“
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