Kommen die großen Öffnungen? Die Zahlen sprechen nicht dafür. Gemunkelt werden regionale Schritte je nach Infektionslage - was eine Dreiteilung Österreichs bedeuten würde.
Am Montag beraten Bund und Länder. Dass österreichweit Lockerungen beschlossen werden, glaubt keiner mehr. „Wir hoffen“, sagt Gastro-Obmann Mario Pulker und klingt dabei wenig optimistisch, „aber Aufsperren ist ja auch eine betriebswirtschaftliche Überlegung.“ Gesundheitsminister Rudolf Anschober dämmt die Hoffnung schon vorher: „Wir haben derzeit sicher keine Phase, wo es um große Lockerungen geht“, sagt er zu Ö1. Angesichts der Zahlen verständlich: 3344 Neuinfektionen gab es am Samstag und 394 Intensivpatienten. Geht man nach Infektionslage, wäre Österreich dreigeteilt. Der Westen, Vorarlberg, hält sich trotz Lockerungen gut. Tirol könnte teils nachziehen, etwa mit Gastgarten-Öffnungen. Die Landesmitte hält sich solide. Mit Verschärfungen ist im Osten zu rechnen. Eine Verlängerung der Osterferien in Wien, Niederösterreich und Burgenland wird diskutiert.
Was Epidemiologe Gerald Gartlehner und Virologin Dorothee von Laer für sinnvoll halten würden. Ob die Verlängerung tatsächlich „Ferien“ oder Fernunterricht wären, wäre gleich: „So wenig persönlichen Kontakt wie möglich“, laute das Ziel. Demnach wäre auch verpflichtendes Homeoffice sinnvoll, so Bernd Lamprecht vom Kepler Universitätsklinikum Linz.
Angesichts der Zahlenlage müssen wir jetzt etwas auf die Bremse steigen. Vorerst sind, wenn überhaupt, nur kleine Öffnungen möglich.
Dorothee von Laer, Medizinische Universität Innsbruck
Hintergrund der Infektionslage ist die britische Variante, die sich vor allem im Osten durchgesetzt hat. Sie ist ansteckender, auch Jüngere erkranken schwerer. Man kann wohl davon ausgehen, dass ab einer Infektionszahl von 6000 pro Tag die Intensivstationen überlastet sind, in Wien und im Burgenland ist die Lage bereits bedrohlich.
Weitere Öffnungen wären unverantwortlich. Wenn die Regierung nicht bald beginnt gegenzulenken, schlittern wir in einen harten Lockdown.
Gerald Gartlehner, Donau-Universität Krems
Das sieht auch die Politik. „Wir müssen jetzt massiv in den Regionen, die hauptbetroffen sind, danach trachten, dass wir Zuwächse in den Intensivabteilungen möglichst stabilisieren, um keine Überforderung, keine Überlastung zuzulassen“, so Minister Anschober. Er rechnet am Montag nicht mit Widerstand: „Ich gehe davon aus, dass die Zahlen überzeugen werden.“
Kanzler Sebastian Kurz hält den Weg der Regionalisierung bei Öffnungsschritten jedenfalls für richtig: „Den wollen wir fortsetzen.“
Bei Lockerungen würden die Länder lieber auf geregelte, erlaubte Zusammenkünfte beim Wirt im Freien setzen, als dass sich die Bevölkerung in den unkontrollierbaren privaten Bereich zurückzieht, sagen etwa Kärntens Landeschef Peter Kaiser und Niederösterreichs Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner.
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