Sechs-Stunden-Gipfel

Nächtliches Ringen um neue Corona-Maßnahmen

Wien
24.03.2021 04:55

Nachdem die Bundesregierung am Montag weitere Maßnahmen zur Eindämmung des Coronavirus im Osten des Landes in den Raum gestellt hatte, ging es in den dazugehörigen Verhandlungen von Dienstag auf Mittwoch erneut zur Sache. Die Gespräche zwischen Gesundheitsminister und Landeshauptleuten gestalteten sich mehr als zäh, auch nach Sitzungsende gegen 2.30 Uhr früh konnte kein konkretes Ergebnis verkündet werden.

Die angespannte Lage in den Intensivstationen in Wien, Niederösterreich und dem Burgenland, aber auch die hohen Infektionsraten - insbesondere die zunehmende Ausbreitung der britischen Variante des Virus - dürften jedenfalls zu Verschärfungen der Maßnahmen in der Ostregion führen.

Nachdem sich am Dienstag tagsüber Experten im Gesundheitsministerium zur weiteren Vorgangsweise beratschlagt hatten, trafen am Abend die Landeshauptleute Johanna Mikl-Leitner (NÖ), Michael Ludwig (Wien) und Hans Peter Doskozil (Burgenland) auf Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne). Der Fokus lag wohl weiterhin auf regionalen Maßnahmen - während Ludwig im Vorfeld „mit Sicherheit“ mit Verschärfungen rechnete, wollten die Landeshauptleute „ergebnisoffen“ diskutieren.

Man wolle eine „gemeinsame Position“ zur Eindämmung des Coronavirus finden, waren sich die Verantwortlichen vor dem Gipfel einig. (Bild: APA/Georg Hochmuth)
Man wolle eine „gemeinsame Position“ zur Eindämmung des Coronavirus finden, waren sich die Verantwortlichen vor dem Gipfel einig.

Kommen drastische Maßnahmen?
Eine zentrale Forderung der Landeshauptleute war zuletzt, dass der Handel weiterhin geöffnet haben solle. Es habe in diesem Bereich „keine großen Ansteckungen“ gegeben, betonte der Bürgermeister, der sich nicht vorstellen konnte, dass die ganze Ostregion abgeschottet werde. Vorstellen könne er sich dafür eine Art „Osterruhe“. Anschober ließ sich vorab nicht wirklich in die Karten schauen - was er aber nicht wolle, seien „Alibi-Maßnahmen“.

In der Nacht war laut Verhandlerkreisen dann bereits von einem zwei- bis dreiwöchigen Lockdown für die gesamte Ostregion die Rede. Schließlich - nach mehr als sechs Stunden Verhandlung - hieß es inoffiziell, man habe sich zumindest auf einen Mittelweg geeinigt. Details gab es nicht.

(Bild: APA/Herbert Neubauer)

Experten fordern „kurzen, harten Lockdown“
Experten sprachen sich unterdessen für einen harten, kurzen Lockdown im Osten des Landes aus. Die Epidemiologin Eva Schernhammer, die dem Expertengremium der Regierung angehört, sagte in der „ZiB 2“, es brauche nun ein „entschiedenes Handeln“ - „ein Handeln, das zu Resultaten führt“. „Ich würde einen harten Lockdown bevorzugen, der kurz ist, aber effektiv - und der zu einem raschen Abfallen der Infektionszahlen führen würde.“

Ähnlich äußerte sich Komplexitätsforscher Peter Klimek, der auch Teil des offiziellen Corona-Prognosekonsortiums ist. „Uns geht definitiv die Zeit aus“, sagte er in der „Presse“ mit Blick auf die Intensivstationen. Gefragt, ob es einen „Ost-Lockdown“ brauche, sagte Klimek: „Wenn man es plakativ formulieren will: Ja.“

Im Bezirk Wiener Neustadt sind Ausreisekontrollen bereits in Kraft - nun gibt es Überlegungen, die „Sperrzone" deutlich auszuweiten. (Bild: APA/Robert Jäger)
Im Bezirk Wiener Neustadt sind Ausreisekontrollen bereits in Kraft - nun gibt es Überlegungen, die „Sperrzone" deutlich auszuweiten.

Große Sperrzone in Niederösterreich
Was abseits des Gipfels kolportiert wurde: In Niederösterreich soll es zu einer recht großen Sperrzone kommen. Nach der 50.000-Einwohner-Stadt Wiener Neustadt liegen die beiden Nachbarbezirke Wiener Neustadt-Land und Neunkirchen schon seit Tagen über einer Sieben-Tage-Inzidenz von über 400.

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