Ein schmerzender Arm oder Fieber sind noch kein Anlass zur Sorge, sondern Zeichen dafür, dass eine Impfung das Immunsystem aktiviert. Mediziner plädieren daher für gezieltere Aufklärung statt Panikmache. Wie sicher ist der Impfstoff von AstraZeneca? Hat man nach der Injektion tatsächlich mit mehr gefährlichen Reaktionen zu rechnen als bei anderen Präparaten? Dieses Thema dominierte in den vergangenen Wochen Österreich.
Für Univ.-Prof. Dr. Michael Kunze, Sozialmediziner und Impfexperte, beruht nämlich die Diskussion um angebliche Nebenwirkungen dieses Impfstoffes auf einem klaren Missverständnis: „Was hier und durchaus auch im Zusammenhang mit allen anderen Vakzinen geschildert wird, ist eine Impfreaktion und keine Nebenwirkung. Der Unterschied besteht darin, dass man eine Reaktion zu erwarten hat, eine Nebenwirkung jedoch nicht.“
Die beschriebenen Beschwerden nach der Impfung sind für Kunze sogar ein Zeichen von besonders guter Wirksamkeit: „Schmerzen an der Einstichstelle, Fieber, Mattigkeit und eventuell geschwollene Lymphknoten zeigen nur, dass das Immunsystem die Botschaft verstanden hat und nun an der Produktion von Abwehrstoffen - den Antikörpern - arbeitet. Das kann zu den genannten unangenehmen Antworten der Körperabwehr führen.“
Nicht dazu gehört allerdings zum Beispiel ein allergischer Schock, der natürlich eine Nebenwirkung darstellt - mit Anzeichen wie Anschwellen von Lippen und Zunge, Atemnot und Kreislaufstörungen. Daher wird ja auch dringend empfohlen, frisch geimpfte Personen noch einige Zeit zu überwachen - mindestens eine Viertelstunde, um im Fall von Komplikationen rasch reagieren zu können.
Kunze lakonisch: „Wir sterben wohl alle irgendwann nach einer Impfung. Der Schaden, der durch Angst angerichtet wird, übersteigt um ein Vielfaches den Vorteil, den man sich durch Vermeidung von Nebenwirkungen erhofft.“
Die Berichte von Gerinnungsstörungen nach Impfung mit AstraZeneca sieht der Mediziner so: „Diese Komplikation ist nicht typisch für die Impfung, sondern für eine Covid-Erkrankung! Wer sich nicht impfen lässt, schwebt daher in weit größerer Gefahr!“ Selbst bei Aspirin wird vor Folgen gewarnt.
Beipacktexte sind leider nicht vertrauensbildend. Sinnvolle Aufklärung könnte hier viel helfen!
Univ.-Prof. Dr. Michael Kunze
Wie könnte man den verfahrenen Karren doch noch aus dem Sumpf ziehen? Kunze dazu: „Durch sinnvolle Aufklärung! Unter sinnvoll verstehe ich ganz bestimmt nicht die unglücklichen Beipacktexte. Wer diese durchliest und das Medikament trotzdem nimmt oder sich impfen lässt, müsste eigentlich als Held gelten! Ich rate dringend, die Medien einzubinden und dort mit der Hilfe von Fachleuten zu erklären, was wirklich zu beachten ist.“
Warum fürchtet sich niemand vor Aspirin? „Weil da keiner den Beipacktext liest, obwohl er ebenfalls diverse Nebenwirkungen auflistet.“
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