Offen gesagt: Ich mag Hybridautos mit CVT-Getriebe nicht. Und auch vom Toyota Yaris Hybrid habe ich mir nicht viel erwartet. Das klingt vielleicht gemein oder ignorant, aber es war so. Was soll das schon sein? Nicht mal vier Meter lang, kleiner als Polo & Co und im Innenraum nicht gerade ein Emotionalpaket. Oh mein Gott, auch noch ein Dreizylinder! Doch dann hat er mit jedem Kilometer Stadtverkehr mehr und mehr meine harte Schale geknackt. Seither nenne ich ihn nur noch liebevoll Urbanator!
Irgendwie schaut er ja auch spritzig aus, der Kleine, gerade in dem Knallrot mit schwarzem Dach. Großer Kühlergrill, seitliche Plastikeinsätze an der Front, die von Weitem aussehen wie Lufteinlässe, leicht ausgestellt Kotflügel, ein Heckabschluss in Diffusor-Optik, dazu ein Dachspoiler.
Antrieb und Fahrwerk: Doppelquell der Freude
Doch dass man damit auch wirklich dynamisch unterwegs sein kann - und sparsam noch dazu -, damit habe ich nicht gerechnet. Den Antrieb teilen sich ein 1,5-Liter-Dreizylinder mit 92 PS und ein 59 kW/80 PS starker Elektromotor. Zusammen kommen sie auf eine Systemleistung von 116 PS, die im Fall des Testwagens auf 1148 kg Leergewicht treffen.
Und die beiden arbeiten so geschmeidig und nahtlos zusammen, dass mich in der Stadt weder das CVT, das die Kraftübertragung besorgt, noch das natürlich vorhandene Dreizylinderröhren stört. Steigt man, wenn die Ampel auf Grün umschaltet, aufs Gas, sprintet der Yaris ansatzlos von der Linie. Das Gleiche gilt auch, wenn man an eine Einmündung heranrollt und dann direkt weiterfährt, ohne stehenzubleiben. Nicht der Hauch einer Verzögerung! Wo andere Autos mit Automatik oder Doppelkupplung noch Gänge sortieren und der Motor im Turbo- oder Ansprechloch hängt, ist der Yaris längst rum ums Eck, spielt gnadenlos seinen E-Antrieb aus, bevor der Verbrenner mit ins Geschehen einschaltet.
Unterwegs merkt man oft, dass man gerade antriebslos dahinsegelt, Energie zurückgewinnt oder rein elektrisch unterwegs ist - und das öfter, als man das angesichts der 0,76 kWh kleinen Batterie vermuten würde. Im Berufsverkehr der Stadt komme ich auf einen Durchschnittsverbrauch von nur 3,8 l/100 km - und das, obwohl ich gerne zügig unterwegs bin und sicher nicht vor mich hin krieche. Außer im Stau, und davon gab es auch einige. So kommt man auch locker mit dem 36 Liter kleinen Tank aus.
Wenn man das Doppelherz wirklich fordert, steigt der Verbrauch aber deutlich. Auf der Autobahn mit maximal 130 km/h sind es über sechs Liter und wer es drauf anlegt, schafft auch noch mehr. Vollgas ist nicht die Domäne des Yaris Hybrid, dann dringt das Röhren des Motors in den Vordergrund, bevor das CVT für angemessenen Vortrieb sorgen kann.
Flink und wendig in der Stadt
Komfortabel ist der Yaris nicht, er rollt hart ab und man kriegt Bodenunebenheiten deutlich mit. Der Vorteil an dem straffen Fahrwerk: Man kann beim Abbiegen herrlich Schwung mitnehmen und Kurven ziemlich schnell umrunden. Fühlt sich fast wie Carven an. Die Lenkung fordert solche Moves sogar schon beinahe heraus, sie ist direkt und bietet durchaus Rückmeldung.
Und die Parkplatzsuche ist gleich die nächste Freude: Mit 3,94 Meter Länge findet sich meist recht schnell eine Lücke und auch das Einparken geht flott - die Rückfahrkamera ist serienmäßig.
Zu viel Platz verschenkt?
Geringe Außenabmessungen sind ein Vorteil in der Stadt, aber das Design wirkt von außen so, als hätten die Designer der Optik zuliebe Platz verschenkt. Aber das ist gleich der nächste Irrtum: Es ist erstaunlich viel Platz in dem Winzling. B-Segment-Fahrzeuge unter vier Meter sind eine aussterbende Gattung, der Yaris ist kein Grund dafür. Ich sitze mit meinen 1,88 Meter Körpergröße angenehm auf dem Fahrersitz, komme aber auch dahinter gut zurecht. Das ist ein vollwertiger Viersitzer (offiziell für fünf zugelassen). Klar, er ist kein Lademeister, aber immerhin passen 286 Liter (erweiterbar auf 947 Liter/fensterhoch 768 Liter) in den Kofferraum. Im Vergleich zum handschuhfachartigen Heckabteil seines sportlichen Bruders Toyota GR Yaris ist das eine tiefe Höhle.
Top-Assistenten in Serie
Ab 20.990 Euro ist der Toyota Yaris Hybrid zu haben. Mit dabei eine ganze Menge Ausstattung: Klimaautomatik, Sieben-Zoll-Touchscreen mit Rückfahrkamera, DAB und Apple CarPlay/AndroidAuto, Autonotbremse, Verkehrszeichenassistent, Adaptivtempomat und Spurverfolgungsassistent. Der Testwagen ist eine Premiere Edition um 24.990 Euro, die u.a. zusätzlich LED-Licht, Head-up-Display (echt, aber leicht unscharf) oder auch 17-Zoll-Alus umfasst. Sehr angenehm ist, dass man den Spurhalteassistenten (der nach jedem Neustart aktiv ist) ebenso wie den automatisierten Fahrassistenten sehr leicht mit einem einzigen Tastendruck am Lenkrad bedienen kann.
Fahrzit
Wer einen spritzigen, wendigen Stadtfloh mit Mini-Verbrauch und ausreichend Platz sucht, ist hier richtig. Außerhalb der Stadt kommt man auch vorwärts, aber Spaß macht der Yaris Hybrid nur, wenn man ihn artgerecht bewegt. Und das ist so ziemlich das Gegenteil dessen, was der Toyota GR Yaris einfordert. Solange ich das beherzigt habe, hat der Yaris Hybrid meine Laune gehoben. Damit war wirklich nicht zu rechnen ...
Warum?
Sehr sparsam in der Stadt
Sehr spritzig
Angesichts der geringen Größe viel Platz
Warum nicht?
Weniger angenehm auf der Autobahn
Oder vielleicht ...
... Honda Jazz, Renault Clio Hybrid
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