Für drei Jahre muss sich Ernst August von Hannover ein neues Zuhause suchen, darf nicht mehr zurück auf das Anwesen in Grünau im oberösterreichischen Almtal. Wie berichtet, reagierte er auf das Gerichtsurteil entrüstet: „Unmöglich!“ Bürgermeister Wolfgang Bammer hält dem Prinzen indes die Treue: „Er soll Ehrenbürger bleiben.“
„Kann ich nicht machen. Da lebe ich seit 50 Jahren“, unterbrach Prinz Ernst August von Hannover bei der Urteilsverkündung mehrmals die Richterin beim Prozess in Wels. „Sie können überall auf der Welt leben, nur nicht an diesem einen Punkt“, konterte die Einzelrichterin. Die - wie berichtet - am Dienstag den Welfenprinzen zu zehn Monaten bedingter Haft und einem „Alkohol- und Grünau-Verbot“ verurteilte. Das Urteil ist nicht rechtskräftig. Zur Erklärung: Ernst August darf sehr wohl nach Grünau, nur den Liegenschaften der Cumberland-Stiftung darf er sich in den nächsten drei Jahren nicht mehr nähern - so lange dauert die Bewährungszeit. Stiftungsvorsitzender ist übrigens sein ältester Sohn Ernst August jun., mit dem er bereits seit Jahren zerstritten ist.
Er gilt gleichzeitig als Gönner und Tyrann
Die „Krone“ hörte sich am Tag nach dem Prozess in der beschaulichen 2060-Einwohner-Gemeinde um. Die wenigen, die unterwegs waren, beschreiben Ernst August als spendablen und angesehenen Mitbürger. „Ich habe ihn seit rund zwei Jahren nicht mehr gesehen. Er war aber immer ein Gönner des Schützenvereins, hat uns sehr, sehr viel geholfen. Ich weiß noch, dass er vor 32 Jahren selbst bei meinem Hochzeitsschießen mitgetan hat“, erinnert sich ein Passant. „Er war sehr zurückgezogen. Ab und zu hat man ihn gesehen“, so Eva Wolf, die die Verbannung aus dem Anwesen für überzogen hält.
Ernst August ist ein geselliger Mensch und ein Teil vom großen und ganzen Grünau gewesen. Er hatte bei Problemen immer ein offenes Ohr.
Bürgermeister Wolfgang Bammer
Auch für den Grünauer Bürgermeister Wolfgang Bammer überwiegen die „guten Taten“: „Es wird sicher der eine oder andere Fehler passiert sein, dafür hat er sich beim Prozess entschuldigt. Er ist unser Ehrenbürger, ist es aus gewissen Gründen geworden. Meiner Meinung nach steht es außer Frage, ob die Ehrenbürgerschaft aufgelöst wird. Das ist darauf zurückzuführen, was er alles gemacht hat, und nicht, was im vergangenen Sommer passiert ist. Wenn man sich selbst in die Lage versetzt, kann man sich vorstellen, wie es ist, wenn man wo 50 Jahre wohnt und jetzt nicht mehr dort sein darf.“
„Widerspruch hat er nie geduldet“
Kein gutes Haar lassen die Beteiligten der Eskapaden an dem verurteilten Welfenprinzen. Sowohl Polizisten, Rettungskräfte als auch die Haushälterfamilie hatten nach den verbalen und teils körperlichen Attacken Angst. „Widerspruch hat er nie geduldet“, erklärten sie vor der Richterin.
„Ein normaler Satz war gar nicht möglich. Es war nur eine Aneinanderreihung von Schimpfwörtern“, erinnert sich ein beteiligter Polizist. Die Beleidigungen waren teils so übel, dass viele Zeugen die Wörter vor der Richterin gar nicht in den Mund nehmen wollten. Von Morddrohungen, Verstümmelungen bis hin zu persönlichen Verletzungen war alles dabei. „Ich bin alleinerziehende Mutter von zwei Kindern. Nachdem er auch gedroht hat, meine Familie umzubringen, hatte ich wirklich Angst. Mir ist es sehr, sehr schlecht gegangen. So etwas habe ich in diesem Ausmaß noch nie erlebt“, gab eine erfahrene Polizistin zu Protokoll. „Ich hatte noch nie so einen Einsatz, musste das Ganze verarbeiten und mit erfahrenen Kollegen besprechen“, berichtet auch ein junger Rettungsfahrer geschockt.
„Wir haben uns viel gefallen lassen müssen“, oder: „Widerspruch hat er nie geduldet. Das hat sich in den letzten Jahren zugespitzt“, schilderte das Haushälterehepaar. Ihre Tochter (23) kann nach den Vorfällen kaum noch durchschlafen. „Ich hab richtig Angst vor ihm. Immer wenn ein Auto über die Holzbrücke fährt, muss ich schauen, wer das ist.“
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