AstraZeneca-Streit

Briten: Unser Vertrag übertrumpft EU-Abkommen

Ausland
25.03.2021 10:46

Der Streit zwischen der Europäischen Union und Großbritannien über gekürzte Liefermengen des in Oxford entwickelten AstraZeneca-Impfstoffs geht am Donnerstag in die nächste Runde. Laut dem britischen Gesundheitsminister Matt Hancock sicherte sich das Vereinigte Königreich nämlich vertraglich eine bevorzugte Behandlung von dem britisch-schwedischen Pharmakonzern zu. „Unser Vertrag übertrumpft den der EU. Das nennt sich Vertragsrecht und ist eindeutig“, sagte er der „Financial Times“.

Der Vertrag der EU sichere bei den vereinbarten Liefermengen hingegen lediglich „beste Bemühungen“ zu. Der britische Vertrag sehe im Gegensatz dazu eine Exklusivität vor, warnte Hancock davor, Exportbeschränkungen für Impfstoffe zu verhängen.

29 Millionen Impfdosen in Italien entdeckt
Erst am Mittwoch waren 29 Millionen AstraZeneca-Impfdosen in einem Werk in Italien entdeckt worden, die offenbar für den Export nach Großbritannien vorgesehen waren. Im ersten Quartal hätten in der EU 100 Millionen Dosen des Vakzins eintreffen sollen, bisher wurden jedoch erst rund 30 Millionen Impfdosen geliefert.

Eine Lieferung des AstraZeneca-Impfstoffs (Bild: AFP/ASHRAF SHAZLY)
Eine Lieferung des AstraZeneca-Impfstoffs

Hancock erinnert EU an das Vertragsrecht
„Ich glaube daran, dass freie Handelsnationen sich an das Vertragsrecht halten“, so der britische Minister. Unternehmen aus dem Bereich der Biowissenschaften würden sich in Zukunft in Großbritannien niederlassen, nicht in einer „protektionistischen EU“. „Von Großbritannien aus können Sie überall in die Welt exportieren - dem werden wir niemals einen Riegel vorschieben“, kritisierte Hancock die Vorgehensweise der EU.

In Großbritannien erhielten bereits mehr als 28 Millionen Menschen zumindest die erste Dosis der Corona-Schutzimpfung. Das Königreich hat knapp 67 Millionen Einwohner und setzt bei der Impfstrategie darauf, zunächst so viele Menschen wie möglich zumindest mit einer Teilimpfung zu immunisieren.

Die EU beklagt, dass bisher zwar Millionen von Impfstoffdosen in den vergangenen Monaten vom Kontinent nach Großbritannien geliefert wurden, aber so gut wie nichts in die entgegengesetzte Richtung gegangen ist.

Hancock betonte, Gespräche mit der EU darüber seien „kooperativ, praxisorientiert und kollaborativ“. Noch am Donnerstag wollen die Staats- und Regierungschefs der EU über die Impfstoffknappheit beraten. AstraZeneca hatte seine Lieferzusage mehrmals drastisch gekürzt und auf Schwierigkeiten bei der Produktion hingewiesen. Großbritannien ist davon aber kaum betroffen.

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