Ab 1. April geht die Ostregion in die Osterruhe. Zu spät, wie sich die Experten einig sind. Wie viel der Mini-Lockdown an Entlastung bringt, sei schwer abzuschätzen. Klar sei aber, auch in den anderen Bundesländern steigen die Zahlen.
Erich Neuwirth warnte. Und er tat es laut. Davor, dass es uns ergehen könnte wie dem Frosch im sich langsam erhitzenden Wasser, der nicht bemerkt, wann es zu kochen beginnt - und den Absprung verpasst. Und er war mit seiner Warnung nicht alleine.
„Faktenlage ist seit ein paar Wochen klar“
„Die Faktenlage ist seit ein paar Wochen klar“, sagt auch Virologe Andreas Bergthaler. Die Prognosen seien zumeist „erstaunlich treffsicher“ gewesen, dementsprechend sei auch klar, „wie sich das weiterentwickelt, wenn man jetzt nicht schnell Maßnahmen ergreift“.
Auch die Situation auf den Intensivstationen sei damit absehbar gewesen „und keine Überraschung“, sagt der Statistiker Neuwirth. Doch man ließ es so weit kommen. Die Notbremse setzt erst in sieben Tagen ein.
Experten sind nicht zur Politik durchgedrungen
Dann startet die über Stunden verhandelte sechstägige Osterruhe der Ostregion. „Viel zu spät“, sagen Neuwirth und Dorothee von Laer, die am Montag mit in den Beratungen saß. „Wenn wir sofort etwas täten, dann steigt die Belegung auf den Intensivstationen immer noch zwei bis drei Wochen“, erklärt die Virologin und ergänzt: „Man hätte jetzt harte Maßnahmen ergreifen müssen.“
Am Montag habe sie gemeinsam mit den anderen Experten des Beratungsstabes gewarnt. Wirklich gehört habe sie sich nicht gefühlt. Ähnliches schildern auch andere Experten.
Kann der Absprung aus dem heißen Wasser also so zeitverzögert noch gelingen? Das sei schwer abzuschätzen, sagt der Statistiker Neuwirth. Denn dies sei abhängig vom Impffortschritt und der britischen Variante, über die man inzwischen einiges, aber nicht alles wisse.
Popper: „Der kurze Lockdown ist sportlich formuliert“
Auch könne man schwer einschätzen, wie der „Mitnahmeeffekt“ aussieht, erklärt der Mathematiker Niki Popper. Der kurze Lockdown sei „sportlich formuliert“, aber wenn sich die Menschen wieder über den Ernst der Lage bewusst werden und besser aufeinander schauen, könne sich schon ein Effekt einstellen. Die Dynamik sei jedenfalls „auf unserer Seite“, weil die Zahlen zwar kontinuierlich, aber nicht rasant steigen. 3124 Fälle wurden am Donnerstag österreichweit gemeldet.
Zahlen steigen auch in anderen Bundesländern
Um Ostern herum rechnet Neuwirth mit 3500 Neuinfektionen täglich. „Das ist aber keine Prognose, sondern eine Abschätzung“, betont er. Ebenfalls nicht prognostizieren will er, ob nach dem Mini- noch ein Maxi-Lockdown blüht. „Ich halte es aber für denkbar“, sagt Neuwirth.
Inzidenz: Salzburg auf der Überholspur
Genauso wie die Ausdehnung der Ost-Maßnahmen auf die restlichen Bundesländer. Denn Salzburg habe zwar aktuell noch keine so starke Auslastung der Intensivstationen wie die östlichen Länder, doch die Inzidenz überholte mit 299,2 Niederösterreich (283,4) und das Burgenland (282,6). Nur in Wien (307,1) gibt es aktuell mehr Fälle. In Tirol und Vorarlberg steigen die Zahlen ebenfalls wieder.
„Ende April wird die Situation schon ganz anders aussehen“
Auch von Laer und Popper mahnen, dass sich der Rest des Landes nicht in falscher Sicherheit wiegen sollte - denn: „Je später man agiert, desto mehr muss man tun“, sagt Popper, der wie immer etwas Hoffnung gibt: „Ende April wird die Situation schon ganz anders aussehen.“
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