Bei der MAN-Betriebsversammlung legte Sigi Wolf gestern sein Übernahmekonzept für Steyr vor. Die Mitarbeiter machten Zorn auf MAN Luft. Große Anspannung vor Abstimmung am 7. April.
Das normal nur durch Schranken versperrte Tor 1 wurde mit schwarz-silbergrauen Schutzwänden verstärkt und so sichtbar geschlossen. Das MAN-Werk glich gestern Nachmittag einem Sperrgebiet, ehe um 14.45 Uhr die vorerst wohl richtungsweisendste Betriebsversammlung im Werk des Lkw-Herstellers begann. Zweieinhalb Stunden später hatten neben MAN-Vorstandschef Andreas Tostmann, Ex-Magna-Chef Sigi Wolf, die Gewerkschafter und Betriebsräte um Erich Schwarz und Thomas Kutsam zur Belegschaft gesprochen. Die Stimmung unter den rund 1700 Beschäftigten war aufgeheizt: Viele sind froh, dass es ein Zukunftskonzept für Steyr gibt, andere sehen die geplante Übernahme durch die WSA Beteiligungs GmbH von Wolf kritisch. Was vereinte: der Zorn auf MAN.
„Hätte gern 100 Prozent“
Der Lkw-Hersteller hatte ja den bis 2030 laufenden Standortsicherungsvertrag gekündigt. Nun soll das Werk geschlossen werden. Ein Schritt, der offenbar nur durch den Verkauf an Wolf abgewendet werden kann. „Wir haben damit eine Lösung, die sozial verträglich ist“, betonte Tostmann, der trotz Buhrufen gegen ihn Verständnis für die Emotionen der Belegschaft hatte: „Es gibt eben große Ängste und Befürchtungen.“
Wolf hatte unter dem Motto „Unser Schritt in die neue Zukunft“ seine Pläne für Steyr präsentiert, war während seiner Ansprache immer wieder durch die Reihen gegangen, hatte Nähe zur Belegschaft gesucht, die nun zum Zünglein an der Waage wird. Denn am 7.…April stimmen die MAN-Mitarbeiter über ihre Zukunft ab. „Ich hätte gern 100 Prozent“, sagt Wolf, der betont: „Wir wollen hier ein eigenständiges Unternehmen aufbauen.“
Lohnfertigung für MAN
Schon im Juni könnte Wolf das Werk übernehmen. Der Steirer würde die bestehenden Aufträge für den Lkw-Hersteller bis 2023 in Lohnfertigung abarbeiten. Zusätzlich wird die eigene Produktion aufgebaut, für die der Name Steyr von Magna zurückgekauft wird. Für den russischen Autobauer GAZ sollen Fahrerhäuser gebaut werden. Durch den Sozialplan („so einen gab’s in Österreich noch nie“) rechnet man mit dem Abbau von rund 620 Mitarbeitern, dazu kommt ein Altersteilzeitmodell. 1250 Beschäftigte werden für „Steyr neu“ benötigt, plus die 166 Lehrlinge.
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