EU-Agenturen warnen:

Neue Migrationswelle durch Impf-Egoismus droht

Ausland
26.03.2021 21:11

Der Impfstoff-Egoismus der EU und anderer reicher Länder könnte zu einer Migrationswelle im Sommer beitragen. Dieses Szenario geht aus einem vertraulichen Protokoll von Experten der EU-Staaten hervor. Die Grenzschutzagentur Frontex, der Europäische Auswärtige Dienst (EAD) und die Asylagentur EASO warnten demnach vor einem Anstieg der Migrationszahlen im Mittelmeerraum.

Wie der „Spiegel“ berichtetet, verwiesen EASO und EAD auf die „schlechte wirtschaftliche und medizinische Situation in den Herkunftsländern“. Diese sei ein „Push-Faktor“. Die bessere Lage der EU in der Krise sei indes ein „Pull-Faktor“. In den meisten Herkunftsländern von Flüchtlingen wird bisher wenig bis gar nicht geimpft.

Afrikanische Migranten in einem Camp in Kolumbien (Bild: AFP)
Afrikanische Migranten in einem Camp in Kolumbien

Lediglich 32 Millionen Impfdosen an 60 ärmere Länder geliefert
Die COVAX-Initiative zur globalen Verteilung hat bisher lediglich 32 Millionen Impfstoffdosen an 60 ärmere Länder geliefert. Die EU stellte COVAX zwar eine Milliarde Euro zur Verfügung, aber kaum Vakzine. Die 77 Millionen Dosen, die sie bisher exportiert hat, gingen vor allem an Industrieländer.

Corona-Impfung im Sudan (Bild: AP)
Corona-Impfung im Sudan

„Das ist beschämend“
„Statt sich um die Zukunft der Asyl- und Migrationspolitik zu kümmern, ist die Hauptsorge der EU-Staaten, dass es durch Corona zu mehr Migration kommt. Das ist beschämend“, kritisierte die deutsche linke Europapolitikerin Cornelia Ernst.

Der französische Präsident Emmanuel Macron verwies am Freitag darauf, dass die EU im Sommer der weltgrößte Produzent von Corona-Impfstoffen werde. Die deutsche Kanzlerin Angela Merkel betonte, dass die EU keinerlei Lieferungen an Entwicklungsländer im Rahmen der Covax-Initiative unterbinden werde, sondern zusätzliche Dosen nach Afrika liefere.

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