Gewalt nimmt zu
Mehr als 90 Tote bei Protesten in Myanmar
Bei Protesten gegen die Militärjunta in Myanmar sind Medienberichten und Zeugen zufolge am Samstag mehr als 90 Menschen von den Sicherheitskräften getötet worden. Trotz der drohenden Gefahr von Kopfschüssen durch Sicherheitskräfte gingen in Yangon, Mandalay und anderen Städten wieder zahlreiche Menschen auf die Straßen, um gegen den Putsch vom 1. Februar zu demonstrieren. Der Chef der Militärregierung erklärte am „Tag der Armee“ am Samstag, das Militär wolle das Volk schützen und strebe nach Demokratie.
Nach der jährlichen Parade in der Hauptstadt Naypyitaw, sagte der oberste Befehlshaber, General Min Aung Hlaing im staatlichen Fernsehen: „Die Armee will sich mit der ganzen Nation zusammentun, um die Demokratie zu sichern.“ Gewalthandlungen, die die Stabilität und Sicherheit beeinträchtigen würden, seien unangebracht. Er wiederholte sein Versprechen, Wahlen abzuhalten, nannte aber kein Datum. Tags zuvor hatte es im staatlichen Fernsehen eine Drohung gegen die Demonstranten gegeben. „Sie sollten lernen, dass man Gefahr läuft, in den Kopf und den Rücken geschossen zu werden“, hieß es über den Sender MRTV.
Sicherheitskräfte schossen auf Demonstranten
Dass diese Drohungen mehr als ernst zu nehmen sind, beweisen die jüngsten Todesfälle. Allein in Mandalay sollen 13 Menschen getötet worden sein, mindestens neun waren es in der Metropole Yangon als Sicherheitskräfte das Feuer eröffneten. Auch in anderen Teilen des Landes starben laut Medienberichten zahlreiche Menschen bei Protesten.
„Dieser Krieg ist erst zu Ende, wenn wir ihn gewonnen haben“, sagte ein Aktivist, der anonym bleiben wollte, bei einer Demo in der Nähe der berühmten Sule-Pagode in der größten Stadt Yangon. „Wir hören nicht auf, bis es Freiheit und Gerechtigkeit gibt.“
Proteste seit fast zwei Monaten
Seit dem Militärputsch gibt es fast täglich Proteste gegen die Machtübernahme. Die Demonstranten fordern Demokratie sowie die Freilassung der festgesetzten Regierungschefin Aung San Suu Kyi. Ihre Partei Nationale Liga für Demokratie (NLD) hatte bei der Wahl im November einen erdrutschartigen Sieg gefeiert. Das Militär erkennt diesen jedoch nicht an, da es nach seiner Darstellung Wahlbetrug gegeben haben soll, und entmachtete Anfang Februar die zivile Regierung.
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