Schwierige Zeiten, große Herausforderungen: Landeshauptmann Hans Peter Doskozil setzt auf Durchhaltevermögen und Zusammenhalt. Im großen „Krone“-Interview steht er „Burgenland Krone“-Ressortleiterin Sabine Oberhauser Rede und Antwort.
Landeshauptmann Hans Peter Doskozil sprach in seinem Büro im Landhaus in Eisenstadt mit „Krone“-Burgenland-Ressortleiterin Sabine Oberhauser. Die schwerwiegenden Folgen der Pandemie und die Gesundheitsversorgung waren die zentralen Themen: „Der Schutz der Bevölkerung hat absolut Vorrang.“
„Krone“: Herr Landeshauptmann, schön Sie wieder im Amt zu sehen. Wie geht es Ihnen? Sind Sie wieder ganz fit?
Landeshauptmann Hans Peter Doskozil: Danke, es geht mir so weit gut. Natürlich ist noch Stimmtraining notwendig, aber ich bin froh, wieder im Geschehen zu sein.
Bleiben wir beim Thema Gesundheit. Wie schaut es tatsächlich in den heimischen Spitälern aus, und ist die Situation mit jener in Wien überhaupt vergleichbar?
Bis zu einem gewissen Grad ist die Situation vergleichbar. Aber in Wien als Bundeshauptstadt gibt es natürlich sehr wichtige Krankenhäuser und eine Überlastung dort hat auch Auswirkungen auf die Bundesländer. In der Situation, in der wir uns befinden, muss der Anspruch in ganz Österreich lauten, dass jeder, der eine medizinische und vor allem intensivmedizinische Versorgung benötigt, diese auch bekommt. Die Situation in Wien ist dramatisch, und das schwappt auch auf das Burgenland über.
Die Situation in Wien ist dramatisch, und das schwappt auch auf das Burgenland über.
Landeshauptmann Hans Peter Doskozil
Wie kann man dieser dramatischen Situation begegnen?
Wichtigster Punkt ist der Austausch der Bundesländer. Es muss darüber diskutiert werden, eventuell Patienten dorthin zu verlegen, wo Kapazitäten frei sind, oder Personal zu transferieren. Das verstehe ich unter gelebter Solidarität unter den Bundesländern. Wie dramatisch die Situation in der Ostregion ist, das muss man auch in die Bevölkerung tragen.
Wie lange, glauben Sie, tragen die Burgenländer die Maßnahmen noch mit?
Es gibt viele, die das alles nicht mehr zu 100 Prozent ernst nehmen. Aber es ist jetzt nicht an der Zeit, über Maßnahmen der Bundesregierung zu diskutieren, wenngleich man später sicher aufarbeiten muss, ob es nicht gescheiter gewesen wäre, im Sommer 2020 größere Impfbestellungen zu tätigen. Aber jetzt geht es darum, über Parteigrenzen hinweg alles möglich zu machen, gemeinsam diese Situation durchzustehen. Deswegen werden wir das Angebot des Gesundheitsministers, sich nächste Woche nochmals zu einem Gespräch zu treffen, auch einfordern.
Worum soll es dabei gehen?
Es geht darum, einen gewissen Schwellenwert zu erarbeiten und diesen dann auch der Bevölkerung zu kommunizieren. Den Menschen muss klar sein, dass man sich gemeinsam anstrengen muss, aber auch, an welcher Stelle dann wieder geöffnet werden kann. Man muss die Bevölkerung ins Boot holen. Alle müssen sich engagieren, dieses Ziel zu erreichen. Das ist die einzige Chance, die die Politik jetzt hat.
Von welcher Schwelle, von welchen Werten sprechen wir da?
Das muss erst erarbeitet werden. Natürlich ist die Inzidenz zu hoch, aber es geht auch um die Belegung der Intensivbetten. Derzeit ist es so, dass 40 Prozent derer, die auf der Intensivstation landen, das nicht überleben. Auf der anderen Seite die jüngeren Patienten zwar überleben, aber deutlich länger im Spital bleiben. All diese Faktoren müssen noch besprochen und daraus ein Richtwert errechnet werden.
Zurück zum Burgenland. In den vergangenen zwölf Monaten hat das Land ja sehr viel Geld in die Hand genommen, um die Auswirkungen der Krise abzufedern. Was waren aus Ihrer Sicht die wichtigsten Investitionen.
In einer Situation wie dieser gilt es die Interessen abzuwägen. Oberstes Ziel muss die Gesundheit sein und die Garantie, dass alle versorgt werden können. Auf der anderen Seite gilt es natürlich, Arbeitsplätze zu erhalten und die Wirtschaft am Laufen zu halten. Wir haben das mit verschiedenen Initiativen, wie der Fortführung des Handwerkerbonus oder durch den Fonds „Vorwärts Burgenland“ sowie verschiedenen Firmenbeteiligungen, getan.
Jetzt gab es ja für das Burgenland neben der Pandemie auch noch einen Bankskandal zu verarbeiten. Ich das nicht ein bisschen viel für ein kleines Bundesland?
Leider wird dieser Skandal von der Opposition auch dafür genutzt, politisches Kleingeld zu machen. Aber letztlich ist es ein privates Verbrechen, das hier aufgearbeitet werden muss, und man darf gespannt sein, was die Amtshaftungsklagen zutage bringen werden.
Stichwort Opposition. Hat es eigentlich in diesem schweren Jahr geholfen, dass es im Burgenland eine Alleinregierung gibt?
Tatsächlich war es einfach leichter, weil man sachliche Entscheidungen für die Bewältigung der Krise treffen kann, ohne eine parteipolitische Diskussion führen zu müssen.
Ein kurzer Schwenk noch zum Tourismus, der ja auch sehr unter der Krise zu leiden hat. Ist eine Fortsetzung des Bonustickets angedacht?
Ja, es wird das Bonusticket für ganz Österreich wieder geben, und es wird auch eine Art Burgenlandticket geben, das sowohl den Gästen als auch den Einheimischen Ermäßigungen in vielen Bereichen gewährt. Um Urlaub im Burgenland noch attraktiver zu machen.
Zum Abschluss noch eine Frage: Was können Sie den Burgenländern für eine Durchhalteparole für die nächsten Wochen mitgeben?
Wir müssen jetzt einfordern, dass jeder Einzelne nicht nur für sich selbst Verantwortung trägt, sondern auch für die Gemeinschaft. Wenn sich jeder an die Regeln hält, trägt es unter Umständen dazu bei, dass der Nachbar nicht mit einem schweren Verlauf an Corona verstirbt. Jetzt gilt es zusammenzuhalten und gemeinsam für ein Ziel zu kämpfen. Und dann muss man den Bürgern auch sagen, wenn wir das schaffen, dann kann man auch wieder an Lockerungen denken. Wir müssen der Bevölkerung jetzt genau Parameter geben, wie ich es mir von der Ampelregelung erwartet habe. Wir müssen alle ins Boot holen. Denn ohne Bevölkerung werden wir die Krise nicht meistern.
Eine letzte Frage: Glauben Sie tatsächlich, sechs Tage harter Lockdown reichen aus?
Das wird sich zeigen. Es ist ein Versuch. Wird die Situation noch dramatischer, wird man den Versuch ausweiten müssen. Jetzt ist jeder Einzelne dafür verantwortlich, was nach dem 6. April passiert. Wir alle haben es in der Hand.
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