Blutige Proteste
USA sind „entsetzt“ über „Terrorregime“ in Myanmar
Nach dem blutigsten Protesttag seit dem Putsch Anfang Februar hagelt es internationale Kritik am Militärregime in Myanmar. US-Außenminister Antony Blinken zeigte sich am Samstag „entsetzt“ von der gewaltsamen Niederschlagung der Proteste. Der UN-Sonderberichterstatter für Myanmar, Tom Andrews bezeichnete das Vorgehen als „Massenmord“. Auch die Militärchefs mehrerer Staaten verurteilten in einer gemeinsamen Erklärung die Gewalt gegen friedliche Demonstranten.
Das Vorgehen Samstag habe gezeigt, dass die Junta im Interesse einiger weniger „das Leben des Volkes opfern will“, erklärte Blinken in Washington. „Das mutige Volk von Myanmar lehnt das Terrorregime der Militärs ab.“
Mehr als 100 Tote bei Protesten
Am bisher blutigsten Tag der Proteste gegen die Militärherrschaft in Myanmar waren zuvor Medienberichten und Augenzeugen zufolge mindestens 114 Menschen getötet worden. Laut den Vereinten Nationen waren auch Kinder unter den Opfern: „Wir erhalten Berichte über Dutzende von Toten, einschließlich Kindern, hundert Verletzte an 40 Orten und Massenverhaftungen“, erklärte das Büro des UN-Hochkommissars für Menschenrechte.
UN-Sonderberichterstatter für harte Sanktionen
UN-Sonderberichterstatter Andrews forderte die Welt auf, einzugreifen - wenn nicht durch den Sicherheitsrat, dann durch ein internationales Gipfeltreffen zu Myanmar. Er schlug vor, Öl- und Gaszahlungen und damit die Finanzströme an das Militär in dem Land einzustellen oder den Zugang des Militärs zu Waffen stoppen. Verurteilende oder besorgte Äußerungen seien wenig tröstlich für die Menschen in Myanmar, gegen die das Militär Massenmord verübe, so Andrews (siehe Tweet unten). Worte reichten nicht aus, es sei nun höchste Zeit für ein robustes und koordiniertes Handeln.
Westliche Militärs verurteilen Gewalt
Die Militärchefs von einer Reihe westlicher Staaten forderten die Militärjunta in einem in der Nacht auf Sonntag veröffentlichten Schreiben auf, internationale Standards der militärischen Professionalität anzuwenden. „Ein professionelles Militär hält sich an internationale Verhaltensstandards und ist dafür verantwortlich, die Menschen, denen es dient, zu beschützen, und nicht, ihnen zu schaden“, hieß es in dem Schreiben.
Die Erklärung wurde von Mark Milley, dem Vorsitzenden der Vereinigten Stabschefs der USA, und seinen Kollegen aus Australien, Kanada, Deutschland, Griechenland, Italien, Japan, Dänemark, den Niederlanden, Neuseeland, Südkorea und Großbritannien unterzeichnet.
Massive Proteste seit zwei Monaten
Seit dem Militärputsch am 1. Februar sieht sich die Junta in Myanmar massiven Protesten gegenüber, gegen die sie äußerst brutal vorgeht. Mehr als 2600 Demonstranten wurden seit Beginn der Proteste festgenommen, insgesamt fast 420 Menschen wurden nach Angaben von örtlichen Menschenrechtsaktivisten getötet. Die Demonstranten fordern unter anderem die Freilassung der entmachteten De-facto-Regierungschefin Aung San Suu Kyi und eine Rückkehr zur Demokratie.
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