Der Wiener Erzbischof Kardinal Christoph Schönborn hat seine Kritik am Nein des Vatikan zur Segnung homosexueller Paare am Sonntag bekräftigt. Natürlich könne man das Anliegen der Stärkung der „sakramentalen Ehe“ vertreten, sagte Schönborn in der ORF-Pressestunde, aber: „Das war ein eindeutiger Kommunikationsfehler.“ Er selbst kenne Menschen in langjährigen, treuen, gleichgeschlechtlichen Beziehungen: „Da muss ich auch meiner lieben Mutter Kirche sagen, ist das nicht ein Wert?“
Die Glaubenskongregation in Rom hatte am 15. März ein Nein zur Segnung homosexueller Partnerschaften durch die katholische Kirche deponiert. In dem sogenannten Responsum ad dubium (Antwort auf einen Zweifel) heißt es, Segnungen menschlicher Beziehungen seien nur möglich, wenn damit den Plänen Gottes gedient sei. Unzulässig sei jede Segnungsform, die homosexuelle Partnerschaften anerkenne. Die christliche Gemeinschaft sei aber aufgerufen, Menschen mit homosexuellen Neigungen zu respektieren.
Worte aus Rom sind „tiefe Verletzung“
Schönborn hatte sich bereits am Mittwoch „nicht glücklich“ mit dem Erlass gezeigt und bekräftigte das am Sonntag. Natürlich sei das „Ja zur sakramentalen Ehe“ etwas Heiliges und werde es immer sein, aber: „Ich kenne viele Menschen, die gleichgeschlechtlich lieben und für die dieses Wort aus Rom eine tiefe Verletzung war.“ Schönborn, der selbst Mitglied im Kardinalsrat der Glaubenskongregation ist, hätte sich gewünscht, dass dieses Thema dort besprochen worden wäre. Er würde der Kirche empfehlen, weniger über Sexualität und mehr über Liebe zu sprechen.
Appell für rasche Umverteilung von Flüchtlingen
Weiterhin abgelehnt wird von Schönborn die nach einem Urteil des Verfassungsgerichtshofs nötige Liberalisierung der Sterbehilfe bzw. des assistierten Suizids. Wünschen würde sich der Kardinal auch eine rasche Umverteilung der auf griechischen Inseln festgehaltenen Flüchtlinge. Genügend Gemeinden seien bereit, Familien aufzunehmen. „Es ist eine europäische Aufgabe, es ist eine österreichische und eine europäische“, so Schönborn, der außerdem dazu aufforderte, europäische Waffenexporte in Kriegsgebiete zu stoppen.
„Bedarf“ für Nachfolger
Mehr internationale Solidarität würde sich Schönborn auch bei den Corona-Impfungen wünschen. „Selbst wenn Europa durchgeimpft ist und andere Länder sind es nicht, sind wir nicht aus dem Schneider“, so der Kardinal. Er selbst habe die Pandemie aber als „Ruhephase“ empfunden, in der er sich von seinen Krankheiten habe erholen können. Dennoch hofft der Wiener Erzbischof auf eine baldige Pensionierung. Er empfinde „keine Amtsmüdigkeit, aber den Bedarf, dass wirklich bald und zügig an einen Nachfolger gedacht wird“, deponierte Schönborn in Richtung Rom.
Von der breiten Einhaltung der Corona-Maßnahmen zeigte sich Schönborn beeindruckt. Einmal mehr drückte er aber auch die Sorge aus, die Situation könnte „kippen“.
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