„Krone“-Kolumnist Harald Petermichl hat sich intensiv mit der Thematik der Rasenverlegung beschäftigt. Und FIFA-Präsident Gianni Infantino bekommt dabei natürlich auch sein Fett ab.
Ein Großteil der schreibenden und rundfunkenden Zunft ist mittlerweile dazu übergegangen, die niederländische Firma "Hendriks Graszoden Group" verkürzt als "Hendriks Gras" zu titulieren. Der Grund dürfte darin liegen, dass man dann besser schlechte Schmähs führen kann, mit Holland und Gras und so. Man kann es aber auch bleiben lassen und lieber die Meldung aufgreifen, dass die Großgärtnerei aus dem limburgischen Marktflecken Heythuysen, wo mit der Orgelbauwerkstatt "Verschueren Orgelbouw" noch ein weiteres weltweit operierendes Unternehmen sitzt, einen Großauftrag zurückgegeben hat. Nicht für die Gestaltung des klinkerbewehrten Vorgartens von Berti Vogts im gerade mal 60 Kilometer entfernten Korschenbroich mit rheinischem Dehnungs-i, Vogts bewahre, vielmehr geht es um das Ausrollen der Spieluntergründe in den Stadien des von uns allen sehnlichst erwarteten Korruptions-Wintermärchens in Qatar am Persischen Golf.
Storniert wurde der millionenschwere Auftrag nicht etwa aus Scheu vor Konflikten mit den gesetzlichen Lenkzeitbeschränkungen, da die Fahrzeit für die 6.214 Kilometer bis Doha inklusive Bosporus-Überquerung mit 64 Stunden angegeben wird; vielmehr hatten die konsequenten Limburger, nachdem sie im "Guardian" über geschätzte 6.500 tote Gastarbeiter im Zusammenhang mit den Wüstenei-Stadionbaustellen gelesen hatten, einfach die Faxen dicke. Selbst die umgehende Korrektur des WM-Organisationskomitees, es seien lediglich "etwas mehr als 30 Todesfälle" bekannt, konnte die Greenkeeper nicht mehr zum Umdenken bewegen, zumal man wohl auch die im Jahr 2010 verliehene Ehrenmitgliedschaft in der Deutschen Rasengesellschaft e.V. nicht aufs Spiel setzen wollte.
Wenig überraschend hat das übliche Totschlagargument à la "Bringt genau gar nichts, dann verlegt halt eine andere Firma den Rasen" nicht lange auf sich warten lassen. Natürlich, bevor die Weltmeisterschaft zum Beach Soccer Event verkommt, wird sich bestimmt ein Gärtnereifachbetrieb finden, der in der weitgehend vegetationslosen Kalkstein-Wüste die botanische Auslegeware in die Arenen zimmert. Und OK und FIFA sollten sich nicht scheuen, hier pragmatische interne Lösungen ins Kalkül zu ziehen, denn so manche Depesche, darunter das in Rosenheim verlegte Oberbayerische Volksblatt, gingen schon vor Jahren konform in der Einschätzung, man habe mit Infantino als Blatter-Nachfolger den Bock zum Gärtner gemacht. Damit spricht sehr viel für eine Auftragsvergabe an die Gärtnerei "Vivaio Infantino S.p.A.". Also, Entwarnung, alles wird gut.
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