„Krone“-Kolumne

Was gegen Berührungsarmut hilft

Kolumnen
01.04.2021 08:00

Soziologin und Sexualpädagogin Barbara Rothmüller diesmal darüber, was Singles tun, um den Verlust von Berührungen auszugleichen. 

Mit dem nächsten Lockdown steigt auch für Singles wieder die Isolation. Seit dem Herbst haben viele Menschen ohne Partnerschaft niemand mehr umarmt, gestreichelt oder geküsst. Dabei ist der Berührungssinn wichtiger als man denkt: Ein längerer Entzug von körperlicher Nähe kann zu starken Einsamkeitsgefühlen und Depressionen führen. Menschen werden jedoch in Krisen auch kreativ. Rund ein Fünftel der betroffenen Erwachsenen hat Mittel und Wege gefunden, um den Mangel an Berührungen auszugleichen und besser durch den Lockdown zu kommen. Hier eine Liste der Dinge, die alleinstehenden Menschen bei fehlendem Körperkontakt helfen:

  • Haustiere machen Menschen glücklich. Seit Beginn der Pandemie haben sich viele Menschen ein neues Tier zugelegt. Drei Viertel der Tierbesitzer kuscheln im Lockdown mehr mit ihren Tieren als vor der Pandemie. Auch wenn es Erwachsenen eher peinlich ist, helfen manchmal auch Kuscheltiere, um vorübergehend die Einsamkeit zu vertreiben.
  • Gewichtsdecken erzeugen konstanten Druck wie bei einer Umarmung. Sie lassen Menschen zur Ruhe kommen. Diese Therapiedecken werden auch bei Angststörungen und Depressionen eingesetzt.
  • Selbst wenn es keine Körperwärme ist: Eine Wärmeflasche zu umarmen oder ein Bad zu nehmen hilft manchen Menschen sich zu entspannen.
  • Meditation und Entspannungstechniken bringen ebenfalls innere Ruhe durch eine bewusste Atmung.
  • Angenehme Berührungen sind wichtig für das psychosoziale Wohlbefinden. Sport, Selbstmassage, Solo-Sex. Alles, was sich gut anfühlt, ist gut.
  • Gespräche mit engen Bezugspersonen erzeugen ein Gefühl sozialer Nähe, das manchen Menschen über den Verlust körperlicher Nähe hinweg hilft. 

Der Pandemie mit ihrer ausufernden Berührungsarmut muss man angenehme körperliche Erfahrungen erst abtrotzen. Interessanterweise wird gerade die Kontaktarmut der Pandemiezeit auch als Chance wahrgenommen, um sich besser zu spüren und die eigenen Bedürfnisse besser wahrnehmen zu können.

Lesen Sie HIER weitere Kolumnen!

Dr.in Barbara Rothmüller, Soziologin und Sexualpädagogin

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