Dutzende Tote
Mosambik: Islamisten-Angriff löst Massenflucht aus
Wenige Tage nach einem großangelegten Angriff von Dschihadisten auf die Küstenstadt Palma im Nordosten Mosambiks ist Tausenden Menschen die Flucht in die Provinzhauptstadt Pemba gelungen. Bis zu 10.000 Menschen warteten noch darauf, in Sicherheit gebracht zu werden, hieß es am Montag aus Kreisen internationaler Hilfsorganisationen. Nach Angaben der Regierung von Mosambik wurden bei der Attacke einer islamistischen Miliz Dutzende Zivilisten getötet.
Die Terrormiliz IS beansprucht den Angriff auf die Küstenstadt Palma für sich und verbreitete am Montag ein Bekennerschreiben. Eine unabhängige Bestätigung dafür gab es zunächst nicht. Dschihadisten hatten am Freitagabend nach zweitägigen Gefechten die Kontrolle über die 75.000-Einwohner-Stadt übernommen.
In den vergangenen drei Tagen hätten Sicherheitskräfte der Regierung sich um die Rettung von Hunderten Zivilisten bemüht, darunter Einheimische und Ausländer, sagte ein Regierungssprecher. Einige Menschen seien vorübergehend auf das schwer bewachte Gelände eines Gasförderprojektes auf der Halbinsel Afungi gebracht worden, bevor sie schließlich in die 250 Kilometer entfernte Provinzhauptstadt Pemba gebracht wurden.
Westliche Multis wollen in Krisenregion Gas fördern
Auf einem Gelände in unmittelbarer Nähe von Palma bauen unter anderem der französische Ölriese Total und der US-Konzern ExxonMobil ein Milliardenprojekt zur Erschließung von flüssigem Erdgas auf. Unter den in Sicherheit gebrachten Menschen waren auch ausländische Beschäftigte des Projekts. Erst am Tag des Überfalls hatte Total die Wiederaufnahme der Bauarbeiten für das Erdgasprojekt angekündigt, die aufgrund der unsicheren Lage seit Jahresbeginn geruht hatten. Nach den bisherigen Plänen sollte die Anlage 2024 ihren Betrieb aufnehmen.
Tausende fliehen vor Gewalt
Ein erstes Schiff mit 1400 Geretteten war nach Angaben der Polizei am Sonntag in Pemba eingetroffen. An Bord waren vor allem Arbeiter, darunter auch Beschäftigte von Total. Noch am Sonntagnachmittag erreichte ein weiteres Schiff mit Geretteten die Hafenstadt. Es werden weitere Flüchtlinge erwartet, die sich mit kleinen Booten auf den Weg gemacht hatten. In der Küstenstadt leben bereits Hunderttausende Binnenvertriebene, die vor der islamistischen Gewalt in der Provinz Cabo Delgado, in der auch Palma liegt, flüchteten. Seit drei Jahren kommt es dort immer wieder zu Angriffen radikalislamischer Banden.
Militär plant Gegenschlag
Nach Angaben von Flughafenmitarbeitern in Pemba wurden humanitäre Hilfsflüge ausgesetzt, um Platz für Militäraktionen zu machen. Geplant war auch ein Dringlichkeitstreffen von UNO-Vertretern in Pemba, um die Evakuierung sowie die humanitäre Hilfe für die neu ankommenden Flüchtlinge zu koordinieren. Das Verteidigungsministerium von Mosambik erklärte am späten Sonntagabend, die Sicherheitskräfte hätten ihre „Einsatzstrategie verstärkt, um die kriminellen Angriffe von Terroristen einzudämmen und die Normalität in Palma wiederherzustellen“.
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