Mit einem geschätzten Vermögen von mehr als 180 Milliarden US-Dollar ist Amazon-Gründer Jeff Bezos der reichste Mensch der Welt. Damit das auch so bleibt, macht der Online-Händler seit Wochen Stimmung gegen die Wahl einer Arbeitnehmervertretung in einem Logistiklager in Bessemer im US-Staat Alabama. Über Twitter legt sich der Konzern nun sogar ganz offen und direkt mit den beiden führenden US-Demokraten Bernie Sanders und Elisabeth Warren an. Ein Kurswechsel, der selbst intern für Verwunderung gesorgt haben soll.
Wie der britische „Guardian“ unter Berufung auf das US-Magazin „Recode“ berichtet, soll die Direktive zum „Tonwechsel“ von ganz oben gekommen sein: Gegenüber hochrangigen Unternehmensvertretern soll Bezos in den vergangenen Wochen seinen Unmut darüber zum Ausdruck gebracht haben, dass Amazon nicht „aggressiv“ genug gegen Kritik am Konzern vorgehe, die er und andere Führungskräfte für ungenau oder irreführend hielten.
Was folgte, war eine Reihe von abfälligen und aggressiven Tweets, ausgelöst von Bezos‘ rechter Hand, Dave Clark, der anlässlich eines Besuchs von Bernie Sanders in Alabama twitterte: „Ich begrüße @SenSanders in Birmingham und schätze sein Drängen auf einen fortschrittlichen Arbeitsplatz. Ich sage oft, wir sind die Bernie Sanders der Arbeitgeber, aber das ist nicht ganz richtig, weil wir tatsächlich einen fortschrittlichen Arbeitsplatz bieten.“
Plötzlicher Tonwechsel
Kurz darauf schwenkte auch der offizielle „Amazon News“-Account auf den neuen, bis dato unbekannten politischen Ton ein, machte sich etwa über Berichte lustig, wonach Amazon-Angestellte gezwungen sein sollen, während ihrer Schichten aufgrund des hohen Zeitdrucks in Flaschen zu urinieren, oder behauptete, Senatorin Elisabeth Warren wolle Amazon nur deshalb zerschlagen, damit das Unternehmen sie nicht mehr kritisieren könne.
„Tweets unnötig antagonistisch“
Selbst intern soll der plötzliche Tonwechsel für Verwunderung gesorgt habe: Laut „Recode“ meldete ein für IT-Sicherheit zuständiger Mitarbeiter beim Firmen-Support „verdächtige Aktivitäten“ beim „Amazon News“-Account. „Die fraglichen Tweets passen nicht zu den üblichen Inhalten, die von diesem Konto gepostet werden“, bemerkte er. Die Nachrichten seien zudem „unnötig antagonistisch (und gefährden Amazons Marke) und könnten das Ergebnis eines unautorisierten Zugriffs sein.“ Reagiert worden sei auf seine Anfrage jedoch nicht, hieß es.
Bezos wird laut Sanders „nervös“
Bernie Sanders sieht in Amazons aggressiverem Vorgehen indes Anzeichen für Panik: „Jeff Bezos, 180 Milliarden Dollar wert, wird nervös, twitterte er am Sonntag. „Er hat Angst, dass, wenn Amazon-Arbeiter in Alabama für eine Gewerkschaft stimmen, es den Arbeitern in ganz Amerika den Mut geben wird, es mit seiner Gier aufzunehmen und wirtschaftliche Gerechtigkeit zu gewinnen. Er gibt Millionen gegen diese Gewerkschaft aus, um Milliarden für sich selbst zu behalten."
Am Montag legte Sanders via Twitter nach: „Meine Frage an Jeff Bezos von Amazon ist einfach: Wenn Sie so viel Geld haben, mehr Geld, als man in einer Million Lebenszeiten ausgeben kann, warum versuchen Sie dann so sehr, Arbeiter zu besiegen, die eine anständige Bezahlung und anständige Arbeitsbedingungen fordern?“, fragte er. Eine Antwort blieb der Amazon-Gründer bislang schuldig.
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