Wirbel in Deutschland

AstraZeneca-Bremse: Schulen wochenlang dicht?

Ausland
31.03.2021 10:33

Bund und Länder sind in Deutschland bei den Impfungen mit dem Wirkstoff AstraZeneca vorsorglich auf die Bremse gestiegen. Ab Mittwoch sollen nur noch Menschen über 60 Jahren uneingeschränkt das Präparat gespritzt bekommen - außer Jüngere wollen es nach Klärung mit dem Arzt auf eigenes Risiko. Der Deutsche Lehrerverband bezeichnete die Änderung als „katastrophalen Rückschlag für die gerade Fahrt aufnehmende Impfung von Lehrkräften“. Gleichzeitig wurde eine Warnung ausgesprochen: „Ohne Impfung von Lehrkräften kann man Schulen bei hohen Inzidenzen nicht weiter offenhalten. Eine Schließung für mehrere Wochen ist dann unumgänglich.“

Momentan sind in den meisten Bundesländern Deutschlands Osterferien. Viele Schulen öffnen in der Woche nach Ostern oder eine Woche später wieder, wenn die Corona-Zahlen es zulassen.

(Bild: Associated Press)

Laschet: „Werden uns damit intensiv beschäftigen müssen“
CDU-Chef Armin Laschet ist sich noch nicht sicher, ob die Schulen in seinem Bundesland Nordrhein-Westfalen nach den Osterferien wieder öffnen werden. „Wir werden uns nächste Woche intensiv mit den Schulen beschäftigen müssen. Ich kann derzeit nicht definitiv sagen, dass die nach den Ferien aufmachen. Jetzt geht‘s echt um Gesundheitsschutz“, sagte Laschet in der ZDF-Sendung „Markus Lanz“.

Armin Laschet ist auch Ministerpräsident des deutschen Bundeslands Nordrhein-Westfalen. (Bild: APA/AFP/POOL/Marcel Kusch)
Armin Laschet ist auch Ministerpräsident des deutschen Bundeslands Nordrhein-Westfalen.

Lehrer fordern jetzt anderen Impfstoff
Lehrerverbandspräsident Heinz-Peter Meidinger forderte gegenüber der „Bild“-Zeitung eine schnelle Möglichkeit für unter-60-jährige Lehrkräfte, sich mit Biontech/Pfizer und demnächst mit Johnson & Johnson impfen lassen zu können. „Wenn dieser Austausch nicht sofort stattfindet, wird es mit der Durchimpfung von Lehrkräften im April nichts mehr werden“, sagte Meidinger.

Österreich mit Entscheidung Deutschlands „nicht glücklich“
Hintergrund der Impfplanänderung von Bund und Ländern sind Fälle von Blutgerinnseln (Thrombosen) in Hirnvenen. Erst Mitte März waren in Deutschland AstraZeneca-Impfungen nach einer mehrtägigen Impfpause und neuen Überprüfungen wieder angelaufen. Die Leiterin des Nationalen Impfgremiums in Österreich, Ursula Wiedermann-Schmidt, sagte am Dienstagabend in der „ZiB 2“, dass sie mit der deutschen Entscheidung „nicht glücklich“ sei. In Österreich werde man die AstraZeneca-Impfkampagne vorerst unverändert fortsetzen

Die wissenschaftliche Vorsitzende des Nationalen Impfgremiums, Ursula Wiedermann-Schmidt (Bild: APA/Georg Hohmuth)
Die wissenschaftliche Vorsitzende des Nationalen Impfgremiums, Ursula Wiedermann-Schmidt

„Bis Ende des Sommers allen Bürgern Impfangebot machen“
Deutschlands Gesundheitsminister Jens Spahn und Kanzlerin Angela Merkel bekräftigen am Dienstagabend das Ziel, bis Ende des Sommers allen Bürgern ein Impfangebot zu machen. Spahn appellierte gleichwohl an alle 60-Jährigen, das Impfangebot auch wahrzunehmen. Der Impfstoff sei „sehr wirksam“, gerade auch bei Älteren. Auch dass verschiedene Impfstoffe zur Verfügung stünden, sei „ein großes Glück“, sagte Merkel. Zu einer Impfung mit dem Präparat von AstraZeneca sagte die Kanzlerin: „Wenn ich dran bin, lass ich mich impfen, auch mit AstraZeneca“.

Deutschlands Kanzlerin Angela Merkel und Gesundheitsminister Jens Spahn (Bild: dpa)
Deutschlands Kanzlerin Angela Merkel und Gesundheitsminister Jens Spahn

AstraZeneca: 2,2 Millionen Menschen bereits erstgeimpft
Unklar ist jetzt aber vor allem, wie es mit der Zweitimpfung aussehen wird, denn immerhin haben in Deutschland laut Spahn bereits 2,2 Millionen Menschen unter 60 Jahren eine Erstimpfung mit dem AstraZeneca-Vakzin erhalten. Bis Ende April will die Ständige Impfkommission (StiKo) eine Empfehlung abgeben. Nach dem Beschluss von Bund und Ländern könnten aber Unter-60-Jährige, die schon die erste Dosis AstraZeneca erhielten, bereits davor die Zweitimpfung von AstraZeneca bekommen - nach Rücksprache mit dem Arzt.

„Vertrauen könnte schwinden“
Die Auswirkungen der geänderten Empfehlung sind nach Angaben des StiKo-Vorsitzenden Thomas Mertens schwer abzusehen. „Es kann sein, dass dadurch Vertrauen schwindet“, sagte Mertens den Zeitungen der Funke Mediengruppe am Mittwoch. Es könne aber auch das Gegenteil bewirken. In jedem Fall habe die Kontrollfunktion des Paul-Ehrlich-Instituts gut funktioniert. „Sie haben mehr als 30 besorgniserregende Fälle registriert, es wurde intensiv geprüft und Alarm geschlagen, und jetzt reagiert man darauf. Das sollte eigentlich vertrauensbildend sein.“

In Deutschland wird der Corona-Impfstoff des britisch-schwedischen Herstellers AstraZeneca künftig nur noch für Personen ab 60 empfohlen. (Bild: AP)
In Deutschland wird der Corona-Impfstoff des britisch-schwedischen Herstellers AstraZeneca künftig nur noch für Personen ab 60 empfohlen.

Mehr als 17.000 Corona-Neuinfektionen in Deutschland
In Deutschland sind innerhalb eines Tages mehr als 17.000 Corona-Neuinfektionen gemeldet worden. Wie das Robert Koch-Institut Mittwochfrüh unter Berufung auf Angaben der Gesundheitsämter mitteilte, wurden 17.051 neue Ansteckungsfälle registriert - das sind gut 1200 mehr als am Mittwoch vergangener Woche. Die Sieben-Tage-Inzidenz sank gegenüber dem Vortag leicht auf 132,3.

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