„Sputnik V“-Offensive
Ungarn sichert sich 2 Mio. Impfdosen im Alleingang
Ungarn war das erste EU-Land, das mit dem russischen Vektorimpfstoff „Sputnik V“ und dem Impfstoff der chinesischen Sinopharm - einem Mittel mit inaktivierten Viren - zwei von der EMA bisher noch nicht zugelassene Vakzine gegen Covid-19 zuließ. Bisher seien 1,1, Millionen der bestellten zwei Millionen Dosen geliefert worden, am Mittwoch trafen erneut 250.000 Impfstoffe ein. Ohne diese Lieferungen, die in Tranchen erfolgt, „hätten wir riesige Probleme“, betonte Außenminister Péter Szijjártó und kritisierte erneut Brüssel für die schleppende Impfstoffbeschaffung.
Ungarn war das erste EU-Land, das im Alleingang den russischen Impfstoff kaufte, obwohl dieser bisher keine Zulassung erhielt. Ende Jänner hatte die ungarische Arzneimittelbehörde „Sputnik V“ eine Notfallzulassung erteilt. Dies führte hinsichtlich der Sicherheit des Impfstoffs zu Bedenken bei Experten. Sie hatten der ungarischen Behörde nahelegt, „Sputnik V“ nicht vor den Prüfungen von dessen Sicherheit und Wirksamkeit zu genehmigen.
Hohe Durchimpfungsrate, viele Neuinfektionen
Auch in der Bevölkerung gab es große Skepsis gegenüber „Sputnik V“. Im Jänner waren nur zwei Prozent der Ungarn laut Umfrage bereit, sich den Impfstoff spritzen zu lassen. Nun sind es bereits 43 Prozent, wobei 2,6 Millionen Ungarn oder 23,7 Prozent der impfbaren Bevölkerung bereits einen Erststich erhalten haben. Bei der Durchimpfung liegt damit das Land im EU-Vergleich nach Malta an zweiter Stelle. Trotzdem bleiben die Neuinfektionsrate sowie die wöchentliche Zahl der Todesfälle im Land mit 25,61 Toten pro Millionen Einwohner im EU-Vergleich weiterhin extrem hoch.
Orbán mit Vorwürfen konfrontiert
Der Einsatz des russischen Impfstoffs hatte in Ungarn eine politische Debatte ausgelöst. Vorbehalte der Opposition gegen das in der EU bisher nicht zugelassene Vakzin wurde seitens der Regierung als Anti-Impfkampagne abgetan, berichtete die APA. Dem rechtsnationalen Ministerpräsidenten Viktor Orbán wurde zudem vorgeworfen, mit der Zulassung des russischen Impfstoffs - der bald auch in Österreich angeliefert werden soll - im Schatten seines Streites mit der Europäischen Union hinsichtlich der Einhaltung der Rechtsstaatlichkeit auch politische Ziele zu verfolgen.
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