Laut internen Berechnungen der EU in Brüssel sollen Ende Juni erst 50,92 Prozent der Österreicher gegen Covid-19 geimpft sein. Das geht aus einem Dokument hervor, das die Grundlage für die Verteilung der zusätzlichen zehn Millionen Biontech/Pfizer-Impfdosen ist, von denen sich Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) bis zu 400.000 Dosen erhofft hätte - laut aktuellem Verteilungsschlüssel sieht es aber eher danach aus, als ob es knapp 140.000 Extra-Dosen werden.
Das würde bedeuten, dass die österreichische Impfkampagne, die derzeit im EU-Vergleich im Spitzenfeld liegt, deutlich ins Hintertreffen geraten würde. Demnach hätten nur fünf Länder gegen Ende des zweiten Quartals einen kleineren Anteil der Bevölkerung durchgeimpft: nämlich Bulgarien (45,01 Prozent), Kroatien (45,29 Prozent), Tschechien (44,33 Prozent), Estland (50,27 Prozent) und die Slowakei (45,59 Prozent).
Malta könnte Durchimpfung fast abgeschlossen haben
Zum Teil weit über der Hälfte der Bevölkerung würden nach dieser Berechnung dagegen die anderen EU-Staaten mit dem Spitzenreiter Malta (93,10 Prozent), gefolgt von Dänemark (79,88 Prozent), den Niederlanden (64,59 Prozent), Zypern (62,47 Prozent), Deutschland (61,04 Prozent) und Schweden (60,75 Prozent) liegen.
Impfstoffmengen nicht vollständig abgerufen
Zurückzuführen ist das zum einen wohl auf den Umstand, dass nicht alle Länder die ihnen angebotenen Impfstoffmengen im vollen Umfang angekauft haben. Im Zuge der Debatte hatte Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) den obersten Impfkoordinator Clemens Martin Auer vom Dienst freigestellt. Kurz hatte bekanntlich geheime Absprachen innerhalb des EU-Steering-Boards in den Raum gestellt.
Wer außerdem auf den Impfstoff von AstraZeneca setzt - so wie Österreich mit einer Bestellmenge von 5,9 Millionen Dosen -, könnte aufgrund der Lieferschwierigkeiten des britisch-schwedischen Pharmakonzerns nun in Rückstand geraten. Zudem schöpfte die türkis-grüne Bundesregierung das Kontingent von Johnson & Johnson nicht vollständig aus.
Gegenwind für Korrekturmechanismus in Brüssel
Ein von Kanzler Kurz angeregter Korrekturmechanismus hätte diese Ungleichheiten wieder geraderücken sollen. Dieser ist innerhalb der EU aber höchst umstritten. Vor allem Deutschland, die Niederlande, Dänemark und Schweden lehnten größere Korrekturen ab. Insbesondere auch deshalb, weil Österreich beim Impffortschritt derzeit noch über dem EU-Durchschnitt liegt.
Vorbehalte auch gegen den Verteilungsschlüssel
Unterdessen äußerten Österreich, Tschechien und Slowenien nach Angaben von EU-Diplomaten bereits Vorbehalte gegen den Verteilungsvorschlag der portugiesischen EU-Ratspräsidentschaft. Der EU-Vorsitz hält aber an seinem Vorschlag fest, drei Millionen der zehn Millionen Dosen für einen Solidaritätsausgleich zu nutzen. Den drei Ländern ist das zu wenig.
Keine Extra-Dosen für Österreich vorgesehen
Derzeit würde nur Bulgarien, das von Kurz als Beispiel für die ungerechte Verteilung genannt worden war, 1,1 Millionen zusätzliche Dosen bekommen - außerdem Kroatien (684.009), Tschechien (142.940), Estland (41.553), Lettland (376.689) und die Slowakei (602.921). Für Österreich wären aus diesem Topf keine Extra-Dosen vorgesehen, lediglich die 139.170 Dosen aus dem Kontingent der sieben Millionen, die zu gleichen Teilen auf alle EU-27 verteilt werden.
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