Die Bundesregierung hat sich am Donnerstag mit den Intensivkoordinatoren der Bundesländer beraten, um sich einen Überblick über die aktuelle Lage in den Spitälern zu verschaffen. Während Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) danach erneut für eine freiwillige Osterruhe eintrat, ging Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) von einer Entspannung der Situation Ende April aus. Der Bundesrettungskommandant des Roten Kreuz, Gerry Foitik, fordert am Donnerstag einen längeren und härteren Lockdown.
Die Situation auf Österreichs Intensivstationen zeige ein regional sehr unterschiedliches Bild, resümieren Kanzler und Gesundheitsminister nach dem Gespräch mit den Experten der Bundesländer. In Wien, Niederösterreich und dem Burgenland sei die Lage äußerst angespannt - in anderen Ländern zeige sich hingegen eine noch geringere Auslastung. Hier sieht man Potenzial, für Entspannung zu sorgen, indem sich die Bundesländer bei der Aufnahme von Intensivpatienten gegenseitig unterstützen.
Entlastung bis Ende April?
Kurz strich hervor, dass der Anteil der Über-80-Jährigen auf den Intensivstationen in der vergangenen Woche deutlich gesunken sei - dies sei auf die Durchimpfung der Gruppe zurückzuführen. Bis Ende April soll es durch den Schwerpunkt bei den Impfungen auf über 65-Jährige zu weiteren Entlastungen kommen.
Noch ist es aber nicht so weit - aus diesem Grund setzt Anschober seine Warnungen fort. Wie ernst die Situation sei, zeigten die aktuellen Prognosen für den Belag in den Intensivstationen Ostösterreichs bis Mitte April. In Wien sind jetzt schon 53 Betten mehr zu betreuen als beim Höchststand im Herbst. Auch Niederösterreich hat den Vergleichswert bereits überschritten.
Fokus auf Regionalisierung
Auf ÖVP-Seite wird mit Prognosen argumentiert, wonach die Intensivstationen bis Mitte des Monats in den Ländern außerhalb der Ostregion nicht an ihre Grenzen kommen würden. Wesentliche Anstiege würden nur in Tirol und Oberösterreich prognostiziert, doch auch dort bliebe man deutlich unter den Belegungszahlen vom vergangenen Herbst.
Daher gilt Kurz‘ Fokus derzeit einer Regionalisierung. Wie man dem Personal und den Krankenanstalten entgegenkommen will, soll in den kommenden Tagen präsentiert werden. Jedenfalls gedacht ist offenbar an Bonuszahlungen.
Foitik setzt sich für längeren Lockdown ein
Bundesrettungskommandant Gerry Foitik plädierte indes im Ö3-„Wecker“ dafür, mit einem harten Lockdown für kurze Zeit die Zahlen deutlich zu senken und dafür dann das Wirtschaften wieder zu ermöglichen: „Derzeit ist diese kurze Zeit wahrscheinlich vier bis sechs Wochen lang.“ Einen wochenlangen Lockdown light wolle niemand, der helfe gesundheitlich wenig und schade der Wirtschaft sehr.
Österreicher im Alltag „zu sorglos“
Die Bevölkerung hat unterdessen offenbar mehr Zweifel daran, dass sie selbst eine Mitschuld am Andauern der Krise hat. 49 Prozent sind laut einer Unique research-Umfrage für das „profil“ der Ansicht, dass die Österreicher im Alltag „zu sorglos“ seien. Im September und damit noch vor der zweiten Welle hatten noch 61 Prozent diese Meinung vertreten. Allerdings finden nur neun Prozent, die Bevölkerung sei „zu vorsichtig“.
Nach Parteipräferenzen ergeben sich dabei große Unterschiede: Im ÖVP-Lager ist die Zahl jener, die eine übergroße Vorsicht bemerken, verschwindend gering (ein Prozent), unter FPÖ-Wählern beträgt der Anteil hingegen 31 Prozent.
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