Eine Legende der heimischen Medienlandschaft ist für immer abgetreten: Hugo Portisch ist im 95. Lebensjahr verstorben, wie am Donnerstag bekannt wurde. Kollegen, Weggefährten und die Spitzen der Republik verneigen sich vor einem beeindruckenden Lebenswerk. Im Video oben sehen Sie das letzte Interview, das krone.tv vor etwas über einem Jahr mit dem Jahrhundert-Journalisten geführt hat.
„Mit Hugo Portisch ist ein herausragender Österreicher von uns gegangen“, twitterte Bundespräsident Alexander Van der Bellen. „Er wird eine große Lücke in unserem Land hinterlassen.“ Portisch sei nicht nur Journalist gewesen, sondern „so etwas wie das ,Geschichtsbuch‘ Österreichs“. Seine Reihen „Österreich I“ und „Österreich II“ hätten „das Geschichts- und das Selbstverständnis unseres Landes wesentlich geprägt“. Seine Art zu berichten sei „packend und verständlich“ gewesen, ihm sei „die seltene Kunst gelungen, hochkomplexe Zusammenhänge klar und deutlich zu vermitteln“.
„Land und Journalismus über Jahrzehnte geprägt“
Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) würdigte Portisch als „große und beeindruckende Persönlichkeit“. Er werde „Österreich und dem österreichischen Journalismus fehlen“, zumal er „unser Land und den Journalismus über Jahrzehnte geprägt“ habe. „Es war mir eine Ehre, ihn persönlich kennengelernt zu haben.“
„Brachte uns die Welt ins Wohnzimmer“
„Einen der ganz Großen, der uns die Welt ins Wohnzimmer gebracht hat“, habe man verloren, so Vizekanzler Werner Kogler (Grüne). „Er war eine Instanz der politischen Aufklärung und eine engagierte Stimme, die den demokratischen Aufbruch in Osteuropa begleitet hat. Von meiner Jugend an haben mich seine treffenden Analysen, seine markante Art und seine unglaubliche Gabe, die komplexesten Dinge einfach zu erklären, begleitet. Wir werden seine Stimme und Analysen vermissen.“
„Was für ein Leben hat er gelebt“
Eine „große, schmerzende Lücke“ hinterlasse der Tod von Hugo Portisch, so SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner. „Ein Jahrhundert-Journalist, eine moralische Instanz, ein standhafter Humanist. Was für ein Leben hat er gelebt. Uns alle hat er bereichert.“
„Geschätzt und verehrt weit über Österreich hinaus“
„,Österreich II‘ und später ,Österreich I‘ haben bei vielen jungen Menschen, wie auch bei mir persönlich, das Interesse für die Auseinandersetzung mit der Zeitgeschichte geweckt und gefördert. Wir verlieren in ihm einen großen Analysten und Kenner der österreichischen Politik, geschätzt und verehrt weit über die Grenzen Österreichs hinaus“, ließ Innenminister Karl Nehammer (ÖVP) wissen.
„Können ihm nicht genug danken“
Außenminister Alexander Schallenberg (ÖVP) erinnerte sich in einer Aussendung, wie er als junger Bub vor dem Fernseher saß „und nicht zuletzt durch Portisch unsere Geschichte kennenlernte“. Sein Tod hinterlasse eine Lücke, die nicht zu schließen sei. „Für all das, was er für unser Land geleistet hat, können wir ihm nicht genug danken“, meinte der Außenminister.
„Eine der prägendsten Persönlichkeiten“
Der ORF trauert um „einen der klügsten Journalisten, Analytiker des Weltgeschehens und einen der vehementesten Proponenten für einen reformierten Rundfunk“, wie es in einer Aussendung hieß. Ohne ihn wäre „die Institutionalisierung des unabhängigen Journalismus als wichtige demokratiepolitische Kontrollinstanz jahrelang Chimäre geblieben“. Portisch sei „eine der prägendsten und wichtigsten Persönlichkeiten in der Geschichte des ORF“ gewesen, so Generaldirektor Alexander Wrabetz. Für Millionen Österreicherinnen und Österreicher sei er über Jahrzehnte der beste Vermittler von internationalen und historischen Zusammenhängen gewesen.
ORF ändert sein Programm
Der ORF ändert in memoriam sein Programm. Noch am Donnerstag wird der Hauptabend in ORF 2 und ORF III umgestaltet. Nach einer verlängerten „ZIB 2“ zeigt ORF 2 ab 22.40 Uhr „In memoriam Hugo Portisch ... eine Gesprächsrunde“, in der sich unter der Leitung von Tarek Leitner Wegbegleiterinnen und Wegbegleiter an den Jahrhundert-Journalisten erinnern. Um 21.05 Uhr wird das Porträt „Hugo Portisch - Lebensnotizen“ ausgestrahlt.
Am Karfreitag zeigt ORF 2 um 22.55 Uhr aus der Portisch-Reihe „Die Zweite Republik“ den vierten Teil mit dem Titel „Endlich: Der Staatsvertrag und doch kein Schlussstrich“. ORF III zeigt ab 20.15 Uhr alle vier Teile von Hugo Portischs epochaler Dokumentarreihe.
Am Karsamstag, dem 3. April, steht zunächst um 13.50 Uhr in ORF 2 „Universum: Das geheimnisvolle Leben der Pilze“ mit Hugo Portisch als Schwammerl-Experten auf dem Programm. Um 23.30 Uhr trifft Portisch bei einer besonderen Ausgabe des ORF-Nighttalks „Stöckl“ auf den Liedermacher Wolf Biermann. ORF III zeigt ab 12.10 Uhr neun Dokumentationen und Gespräche, die von Hugo Portisch gestaltet wurden oder unter seiner Mitwirkung entstanden sind. Auch am 8. April wird Portischs Leidenschaft für das Pilzesammeln in den Mittelpunkt gerückt. ORF III zeigt um 20.15 Uhr die Dokumentation „Das geheimnisvolle Leben der Pilze“.
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.