Mächtig und gefährlich
Kim Yo Jong: Schwester des Diktators in Nordkorea
Sie ist bei allen wichtigen Terminen ihres Bruders dabei, galt zunächst als freundliches Gesicht Nordkoreas und der Annäherung und Öffnung des Landes. Kim Yo Jong ist die mächtigste Frau Nordkoreas. Und steht treu zur „Sache“ und ihrem Diktator-Bruder Kim Jong Un.
Kim Yo Jongs Aufstieg, schrieb Nordkorea-Experte Rüdiger Frank bereits 2014, kann man nicht ignorieren. Nun ist die kleine Schwester des Diktators Kim Jong Un die mächtigste Frau Nordkoreas.
In Nordkorea gibt es bereits seit 1946 ein Gleichstellungsgesetz. Formal. Denn an den Arbeitsplätzen erhalten die Frauen nicht den gleichen Lohn für die gleiche Arbeit wie die Männer. Frauen sind zwar aktiv im Arbeitsprozess beteiligt, dennoch sind vergleichsweise wenige in der Obersten Volksversammlung (OVV) vertreten. Nur 18 Prozent der 687 Abgeordneten sind weiblich. Bei den Wahlen 2019 wurde auch Kim Yo Jong in die OVV gewählt.
Erster Besuch bei Olympia in Südkorea
Mittlerweile wird sie sogar als mögliche Nachfolgerin von Kim Jong Un gehandelt. Sie vertritt ihn immer öfter bei politischen Ereignissen. Sie war das erste Mitglied der herrschenden Kim-Familie, das Südkorea besuchte. Anlässlich der Olympischen Winterspiele 2018 reiste die damals 30-Jährige nach Seoul, um an einem Empfang für Staats- und Regierungsgästen teilzunehmen. Der Besuch galt als Zeichen für Kim Jong Uns Annäherungspolitik mit dem verfeindeten Süden. Eine Annäherungspolitik, die in letzter Zeit von seiner Schwester torpediert wird.
Treue zum System, Härte gegen Kritiker
Kim Yo Jong nimmt sich kein Blatt vor den Mund. Flüchtlinge nennt sie Abschaum. Als Aktivisten im Sommer 2020 per Ballon regimekritische Flugblätter über nordkoreanischem Gebiet abgeworfen haben, ließ Kim Yo Jong das Verbindungsbüro mit Südkorea in Kaesŏng sprengen.
Kim Yo Jong hat das Kalt-Warm-Spiel intus
Diese Woche bezeichnete sie Südkoreas Präsidenten Moon Jae In als „Papagei der USA“, einen weiteren Dialog zwischen ihrem Bruder und US-Präsident Joe Biden sieht sie als nicht notwendig an. Wenige Tage später gab es versöhnliche Worte des Bruders. Diese Kalt-warm-Politik ist Teil der nordkoreanischen Taktik. Damit bleibt das Regime unberechenbar.
Kim Il Sung schlug eine Aussöhnung mit Südkorea vor, ehe er 1950 mit dem Einmarsch den Korea-Krieg begann. Kim Jong Il diskutierte mit Südkorea eine gemeinsame Ausrichtung der Olympischen Spiele 1988.
Wenig später sprengten nordkoreanische Agenten ein südkoreanisches Flugzeug in die Luft mit 115 Todesopfern. Und Kim Jong Un brachte dank seiner Raketentests Nordkorea und die USA an den Rand eines Kriegs, ehe er plötzlich einem Treffen mit Donald Trump zustimmte. Psychologisch führt das dazu, dass jedes noch so kleine Zugeständnis des Regimes als großer Fortschritt der restlichen Welt gefeiert wird. Kim Yo Jong hat dieses Spiel ebenfalls intus. Sie erhielt dieselbe Ausbildung wie ihre Brüder in einer Berner Privatschule und ist in Kriegsführung und Informatik geschult.
„Führerin“ Kim würde Nordkorea nicht ändern
Ende 2019 wurde sie zur Leiterin des Ministeriums für Organisation und Führung. Sie hat damit nicht nur politische und militärische Personalentscheidungen über, sondern kann auch Todesstrafen, Gefängnisstrafen oder Versetzungen verhängen. Sie achtet darauf, ihren Bruder nicht in den Schatten zu stellen und gilt als bescheiden. Dass sich mit ihr allerdings am System in Nordkorea etwas ändern würde, ist ein Irrglaube, sagen Experten.
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.