Berührende Osterfeier
„Heilige Baustelle“: Auferstehung von Notre Dame
Die Pariser Kathedrale kehrt mit Oster-Feierlichkeiten wieder in das Leben der Menschen zurück - und nebenbei läuft auch der Wiederaufbau.
Draußen Kräne, Gerüste und Verschalungen. Drinnen der fein gepflegte Altar im Farbenspiel des bunten Fensterglases. Und Erzbischof Michel Aupetit, der gerade eine Messe hält.
Osterfeier wurde zu Fernseh-Highlight
Die einzige Osterfeier in Notre Dame, sie wurde - bevor es heute in der Kirche Saint-Germain l’Auxerrois weitergeht - zu Lockdown-Zeiten ein Fernseh-Highlight. CNews und der französisch-katholische Sender KTO übertrugen sogar live, als Aupetit in der „heiligen Baustelle“ seinen Segen spendete. „Es war ein sehr berührender Moment; hier, wo wir immer feierten.“
Bei der Zeremonie lasen Ensemble-Teile der Comédie-Française (vergleichbar mit Burgschauspielern) besondere Texte. „Einzigartig, das brachte Hoffnung und Glauben in das Herz dieser Kathedrale“, hieß es von der Pariser Diözese zur „Krone“ - Aupetit fand: „Wir wollten auch für all jene, die Notre Dame in Flammen gesehen haben, zeigen, dass sie am Leben ist.“ Die doppelte Auferstehung.
Code für Tresor wurde gebraucht, als Asche hinunterregnete
Einer, der beim Brand-Inferno am 15. April 2019, das nun verfilmt wird, sein Leben riskierte: Jean-Marc Fournier. Der Feuerwehrkaplan, von Staatschef Macron geehrt, rettete viele Reliquien. Etwa die Monstranz, die Jesus mit Körper und Geist darstelle. „Ich konnte ihn, den ich so liebe, nicht in den Flammen zurücklassen“, so Fournier, der in Notre Dame mit der Dornenkrone auch eine der bedeutendsten katholischen Reliquien in Sicherheit brachte. „Sie ist der Schlüssel zum Himmel.“ Allerdings musste er erst jemand mit dem Code für den Tresor finden. „Und das, als es Asche und glühende Teile herunterregnete.“
Mittlerweile, und damit zurück zur doppelten Auferstehung, läuft der Wiederaufbau des UNESCO-Weltkulturerbes. Dank Spenden von einer Milliarde Euro und mithilfe von 3D-Bildern. Nicht futuristisch mit Glas oder begrüntem Dach – sondern mit gleichen Materialien wie einst.
Für Dachstuhl und Spitzturm wurden schon die ersten der 2000 benötigten Eichen gefällt (was Umweltschützer auf den Plan rief). Dazu braucht’s nun Gestein, das zum Original passt. Bei der Orgel wird jede einzelne der 8000 Pfeifen abgebaut und gereinigt. Jean-Louis Georgelin, mit der gesamten Restaurierung beauftragt: „Franzosen und Pilger aus aller Welt werden die Kathedrale wieder so sehen, wie man sie liebt.“ Ab 2024. Und dann nicht nur zu Ostern.
Botschafter: „Sehe mir Messe live aus Kirche an“
Michael Linhart, Österreichs Botschafter in Paris, sprach mit der „Krone“ über Ostern, Notre Dame und den Wiederaufbau.
„Krone“: Herr Botschafter, wie verbringen Sie Ostern?
Michael Linhart: Ich werde die Tage durch den Lockdown in Frankreich und Österreich „zu Hause“ in Paris verbringen, die Ostermesse in Solidarität mit den Franzosen mit meiner Frau in Live-Übertragung aus der Kirche Saint-Germain l’Auxerrois verfolgen.
Gibt’s „Ausweichorte“ für Notre Dame?
Ja. Die größeren Feierlichkeiten finden in der Kirche Saint-Sulpice statt. Etwa die Chrisam-Messe, die hier schon am Mittwoch ohne Publikum gefeiert, aber ebenfalls live übertragen wurde.
Wie erleben Sie den Wiederaufbau der Kathedrale?
Ich war erst vor ein paar Tagen bei Notre Dame. Eine Kommission hat entschieden, die Kirche so zu restaurieren, wie sie vorher war. Also traditionell mit Eichenholz. Auch der Vierungsturm soll wieder so werden, wie von Viollet-le-Duc im 19. Jahrhundert entworfen.
Christian Mayerhofer, Kronen Zeitung
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