Vor drei Wochen trat Kanzler Sebastian Kurz auf EU-Ebene und in Österreich einen Streit um die Verteilung von Corona-Impfstoff los. Jetzt wird in Europa umverteilt - aber statt der jüngst erhofften 380.000 zusätzlichen Pfizer-Dosen wird Österreich doch nur 200.000 bekommen. Die Genese einer eskalierten Debatte.
12. März: Es war eine denkwürdige Pressekonferenz (Archiv-Video oben), zu der Sebastian Kurz kurzfristig geladen hatte: Die Impfstoff-Verteilung der EU sei ungerecht, so der Kanzler. Kurz beklagte, dass manche EU-Länder wesentlich früher „durchgeimpft“ sein werden als etliche osteuropäische Länder - oder auch Österreich, das ebenfalls zögerlich Impfstoff bestellt hatte. In einem gemeinsamen Brief mit den Regierungschefs aus Bulgarien, Tschechien, Lettland, Slowenien und Kroatien an die EU-Spitze forderte Kurz eine Reform der Verteilung. Mittelfristiges Ziel: Mit zehn Millionen zusätzlichen Pfizer-Dosen für die EU sollten die ungleichen Lieferungen an die einzelnen Länder korrigiert werden.
16. März: Kurz empfing die Regierungschefs Bulgariens, Tschechiens und Sloweniens, um den Druck im Impf-Streit zu erhöhen.
17. März: „Wir stehen einer Lösung nahe“, erklärte der Kanzler - und äußerte die Erwartung, „dass wir Hunderttausende Dosen mehr bekommen“. Konkret erhoffte er sich 380.000 Dosen des Pfizer-Impfstoffs, das wäre fast doppelt so viel, wie Österreich nach Pro-Kopf-Verteilung in der EU zustünde.
25. März: Nach einem EU-Gipfel gibt sich der Kanzler nach einer grundsätzlichen Einigung auf Umverteilung durch die zusätzliche Pfizer-Lieferung „froh, erleichtert und zufrieden“. Vereinbart wurde, dass sich die EU-Botschafter der Mitgliedsstaaten ausschnapsen, wer genau wie viel bekommt. In Österreich geht man immer noch davon aus, mehr als 200.000 Dosen zu kriegen. Andere EU-Länder, etwa Italien, üben harte Kritik an Kurz.
2. April, Ende der Debatte: Nun ist eine Einigung erfolgt - und Österreich bekommt mit 198.815 Dosen genau den Anteil, der uns nach Bevölkerungsschlüssel zusteht. Kurz nennt das Ergebnis trotz allem „solide“; schließlich, so das Kanzleramt, drohte Österreich zwischenzeitlich gar ein Rückfall auf 140.000 Dosen. Die meisten EU-Staaten verzichten nun im Gegensatz zu Österreich zugunsten von Impf-Nachzüglern wie Bulgarien auf Impfstoff. Kurz kündigte indes an, den doch nicht durch das Pfizer-Zusatzkontingent bevorzugten Tschechen mit 30.000 Dosen auszuhelfen.
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.