Das fünfseitige Protokoll der kurzfristig einberufenen außerordentlichen Aufsichtsratsitzung der Energie Ried GmbH, das der „Krone“ zugespielt wurde, birgt jede Menge Zündstoff. Für einige Verantwortliche könnte es auch strafrechtliche Folgen haben. Es gilt die Unschuldsvermtung. Laut der Niederschrift der Aufsichtsratssitzung geht es um wissentlichen Betrug an der E-Control, womöglich über viele Jahre hinweg.
„In zwei Bereichen wurden falsche Zahlen geliefert. Die Strukturdaten wurden zu positiv dargestellt, daraus resultierend ist offensichtlich zu viel Geld an die Energie Ried geflossen“, ließ ein zu Hilfe geholter Rechtsbeistand die Aufsichtsräte wissen. Gemunkelt wird, dass etwa die Gasleitungslänge mit 148 statt 110 Kilometer angegeben wurde.
Tricksereien auch bei den Pensionszahlungen
Außerdem sei die „Unbundling-Bilanz“ – also die Trennung von Versorgung und Vertrieb – falsch dargestellt worden. Als Beispiel wird angeführt, dass sämtliche Kosten für Betriebspensionen der Versorgung zugeordnet wurden, egal welcher Kostenstelle die Mitarbeiter tatsächlich angehörten. „Dies führte zu erhöhten Ausgleichszahlungen zu Lasten der anderen Energieversorgungsbetriebe“, wird der Anwalt im Protokoll weiter zitiert.
Schaden soll zumindest 300.000 Euro hoch sein
Wie hoch der Schaden ist, muss letztlich die E-Control bewerten. Nach einer ersten Einschätzung geht man „von schwerem Betrug im Ausmaß von mehr als 300.000 Euro“ aus. Offen ist, wie viele Jahre falsch bilanziert wurde und welcher Zeitraum aufgerollt werden kann. Anzunehmen ist: Persönlich hat sich niemand bereichert. Höhere Gewinne könnten aber Prämien nach oben getrieben sowie der Stadt bessere Dividenden gebracht haben.
Die Geschäftsführung wird die Aufarbeitung unmittelbar fortsetzen – wenn möglich ohne Einbeziehung der Staatsanwälte.
Aufsichtsratsvorsitzender Karl Danninger während der Aufsichtsratssitzung
Staatsanwaltschaft soll nicht informiert werden
Da derzeit weder Schadenssumme noch Geschädigte feststehen, muss die Staatsanwaltschaft nicht informiert werden. Karl Danninger, langjähriger Stadtvize und Aufsichtsratvorsitzender, hielt in der Sitzung fest: „Die Geschäftsführung wird die Aufarbeitung unmittelbar fortsetzen – wenn möglich ohne Einbeziehung der Staatsanwälte.“ Sein Stellvertreter Bernhard Zwielehner sagte zur „Krone“, dass die Angelegenheit delikat und unangenehm sei. Es könne sich aber auch um einen Zahlendreh handeln.
„Es hat kein internes Kontrollsystem gegeben!“
Seit dem 1. Jänner 2021 ist Anton Eckschlager einer der zwei Geschäftsführer der Energie Ried. Er erhebt im folgenden Interview gegenüber seinen Vorgängern Vorwürfe.
Nach der sechsmonatigen Einarbeitungsphase, gemeinsam mit den ehemaligen Geschäftsführern, hatten wir leider erst ab Jänner 2021 vollen Zugang zu den Daten. Wir bemerkten rasch Ungereimtheiten.
Anton Eckschlager, Geschäftsführer Energie Ried
„Krone“: Ihren Dienstantritt haben Sie sich anders vorgestellt?
Anton Eckschlager: Ich trat den Job voller Euphorie an und bin mir sicher, dass wir viel bewegen werden. Nach der sechsmonatigen Einarbeitungsphase, gemeinsam mit den ehemaligen Geschäftsführern, hatten wir leider erst ab Jänner 2021 vollen Zugang zu den Daten. Wir bemerkten rasch Ungereimtheiten.
Was hat nicht gepasst?
Die Zahlen von 2020 sind nicht stimmig mit jenen von 2019. Wir haben noch kein volles Bild und arbeiten die Sache Schritt für Schritt ab. Deshalb kann ich derzeit noch nicht mehr sagen.
Haben Sie Ihre Vorgänger damit konfrontiert?
Selbstverständlich. Ihre Kooperationsbereitschaft fällt sehr gering aus. Wir haben sofort einen Rechtsbeistand geholt, einen Wirtschaftsprüfer engagiert und Anfang März die E-Control informiert.
Warum ist der Betrug niemandem zuvor aufgefallen?
Die alte Geschäftsführung hat sehr geschickt agiert. Es gab kein echtes internes Kontrollsystem.
Warum schalten Sie nicht die Staatsanwaltschaft ein?
Wir wissen noch nicht, wer geschädigt ist und wie hoch der Schaden ist.
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