Schlimmer als Grippe

Studie: Corona-Pandemie schädigt Psyche und Nerven

Ausland
07.04.2021 09:48

Corona-Patienten haben häufiger neurologische oder psychische Probleme als Menschen mit anderen Atemwegserkrankungen. Eine britische Studie fand ein um 44 Prozent höheres Risiko für Angsterkrankungen oder Stimmungsschwankungen als nach einer Grippe. 

„Unsere Ergebnisse zeigen, dass Hirnerkrankungen und psychiatrische Störungen nach Covid-19 häufiger auftreten als nach der Grippe oder anderen Atemwegsinfektionen“, teilte Mitautor Max Taquet von der Universität Oxford im Fachjournal „The Lancet Psychiatry“ mit. Die genauen Gründe dafür seien noch unklar.

Video: Psychische Belastung ist kontinuierlich gestiegen

Insgesamt litt etwa ein Drittel der erfassten Patienten innerhalb von sechs Monaten nach ihrer Covid-19-Diagnose an einer neurologischen oder psychischen Erkrankung. Die britischen Forscher analysierten digitale Daten von mehr als 236.000 Patienten, die überwiegend in den USA behandelt wurden.

Angst- und Stimmungsstörungen
Die häufigsten Diagnosen waren Angststörungen bei 17 Prozent und Stimmungsstörungen bei 14 Prozent aller analysierten Menschen. Sie litten zudem an Schlaflosigkeit (5 Prozent), Schlaganfall durch ein Blutgerinnsel (2,1) und Hirnblutungen (0,6). Die beteiligten Wissenschaftler weisen auf die Notwendigkeit weiterer Forschung hin, um die genauen Ursachen herauszufinden und Folgeschäden zu verhindern oder zu behandeln.

Krankschreibungen gestiegen
Bereits in der Vergangenheit hatte es Studien gegeben, die einen Zusammenhang zwischen neurologischen Erkrankungen und einer Infektion gesehen haben. Aber auch durch Folgen der Isolation infolge von Lockdowns und Quarantänen sind mancherorts die Krankschreibungen wegen psychischer Leiden gestiegen. In Bayern hatte die Auswertung von Versichertendaten ergeben, dass 2020 deutlich häufiger Menschen mit Depressionen und Ängsten bei der Arbeit ausgefallen waren als zuvor.

In die Studie flossen Daten aus den elektronischen Patientenakten von 236.379 Covid-19-Erkrankten. Der Großteil davon lebt in den Vereinigten Staaten. Patienten, die älter als zehn Jahre waren und nach dem 20. Jänner 2020 mit Corona infiziert wurden und im Dezember 2020 noch am Leben waren, wurden einbezogen. Die Gruppe wurde mit 105.579 Grippepatienten verglichen und mit 236.038 Patienten, die an einer anderen Atemwegserkrankung litten.

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