Ärztekammer-Präsident Thomas Szekeres hat am Mittwoch eindringlich einen „Lockdown für ganz Österreich“ gefordert. „Die Situation in den Krankenhäusern und Intensivstationen ist dramatisch. Nicht nur in Wien und Ostösterreich, auch in den Bundesländern wird es bald so weit sein“, schrieb er auf seinem Blog. Seine Conclusio: „Sperrt ganz Österreich zu. Und kauft endlich Impfstoffe.“ An die Bevölkerung richtete er den Appell, sich an die Maßnahmen zu halten.
„Noch scheint es, als ob die Inzidenzraten im Westen niedriger seien, man vergisst aber, dass regelmäßig lokale Cluster aufpoppen, bei denen das Tracing fraglich ist“, so Szekeres auf seinem persönlichen Webblog.
„Virus kennt keine Grenzen“
„Einzige Lösung: Ganz Österreich für zwei oder drei Wochen in den Lockdown versetzen.“ Anders werde man dem Virus nicht entkommen, „es kennt keine Grenzen“. „Ich befürchte, dass die 3. Welle auch die westlichen Bundesländer erfassen wird, und es dann auch dort zu einer höchst dramatischen Situation an den Intensivstationen kommen wird.“
„Impfstoff einkaufen, wo immer man ihn bekommt“
Szekeres plädiert für einen verstärkten, „zeitnahen“ Kauf von Impfstoffen. „Man sollte Impfstoff einkaufen, wo immer man ihn bekommt, so bald wie möglich.“ Die Unterversorgung mit Vakzinen bezeichnete er als „dramatisch“: „Wenn an einem Osterwochenende nicht einmal 10.000 Einheiten verimpft werden können, dann spricht das für die extreme Mangelwirtschaft.“ Er verwies auch darauf, dass „mehr als 4000 niedergelassene Kassenallgemeinmediziner und Zehntausende weitere niedergelassene Ärzte“ parat stünden, „um sofort zu impfen“. „Sie müssten nur mit Impfstoff versorgt werden, und die Impfgeschwindigkeit würde sich extrem dynamisieren.“
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„Wackelnde Solidarität mit der EU vergessen“
Sein Appell laute daher: „Lockdown für ganz Österreich, Impfstoff kaufen, impfen, impfen, impfen. Und notfalls eigene Wege beschreiten und die ohnehin wackelnde Solidarität mit der EU vergessen.“ Laut APA empfahl er der Regierung außerdem, sich in Hinblick auf mögliche Mutationen schon jetzt modifizierte Impfstoffe für den Herbst und Winter zu sichern.
„Reserve an Intensivbetten behalten“
Auch mahnte Szekeres, die „normale“ Gesundheitsversorgung nicht außer Acht zu lassen: „Tausende Österreicher benötigen Intensivbetreuung, für Eventualitäten (Unfälle, plötzliche Herzinfarkte, Schlaganfälle etc.), daher muss eine Reserve an Intensivbetten behalten werden.“ Wenn Menschen nun Angst bekommen, zum Arzt zu gehen oder erfahren, dass ihre Operationstermine verschoben werden, würden sie das Vertrauen in das Gesundheitssystem und die Gesundheitsversorgung verlieren. „Hier sollte man gegensteuern und einen Anstieg der Zahl der Infizierten unbedingt verhindern.“
Problem der Ansteckungen im privaten Umfeld
Szekeres sagte zudem, er hoffe, dass der Lockdown im Osten wirkt - „aber die Leute halten sich nicht in dem Ausmaß daran, wie es notwendig wäre, vor allem nicht im privaten Umfeld“. Daher appelliere er an alle, die Maßnahmen einzuhalten. Zwar sei ein langer Lockdown für die Bevölkerung mühsam und werde mit Fortdauer auch weniger wirksam - derzeit sieht Szekeres aber dennoch „keine andere Option“ als den Lockdown auszudehnen. „Zuschauen, wie die Zahlen möglicherweise explodieren, das geht gar nicht.“
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