Für die Schauspielerin Senta Berger befasst sich MeToo-Debatte zu wenig mit der Realität. Die bald 80-Jährige erlebte selbst eine Reihe sexueller Übergriffe. Der Schauspieler O. W. Fischer habe versucht, sie bei den Dreharbeiten zu dem Film „Es muss nicht immer Kaviar sein“ zu vergewaltigen. Filmlegende Kirk Douglas wollte sie am Set des US-Kriegsfilms „Der Schatten des Giganten“ gegen ihren Willen küssen.
„Die Machtverhältnisse ändern sich, das Geschlechterverhältnis ändert sich“, sagte sie in einem Interview der Wochenzeitung „Die Zeit“. „Aber meiner Ansicht nach wird zu viel über die Sprache und Gendersternchen diskutiert und zu wenig über die realen Verhältnisse. Und zu viel über Schauspielerinnen und zu wenig über Putzfrauen oder Busfahrerinnen.“
„Zeit, als man in den Po gezwickt worden ist“
Am 13. Mai feiert Senta Berger ihren 80. Geburtstag. Sie erlebte nach ihrer Schilderung selbst eine Reihe sexueller Übergriffe während ihrer Karriere. Zum Umgang damit sagte sie: „Ganz jung habe ich in Wien am Theater in der Josefstadt gespielt. Es war noch die Zeit, als man in den Po gezwickt worden ist, kurz vorm Auftritt, von dem Schauspieler, der die Bühne verließ. Und ich hatte mir fest vorgenommen: Ich merke das gar nicht.“ Sie sei es vom Ballett her gewohnt gewesen, „mich so zu benehmen, als würde mir alles leichtfallen. Das habe ich lange als eine Art von Schutz benutzt.“
Kirk Douglas hat laut Senta Berger am Set des US-Kriegsfilms „Der Schatten des Giganten“ versucht, sie gegen ihren Willen zu küssen. Zur Verteidigung erklärte Douglas, der aus einer russisch-jüdischen Familie stammt, ihr „Eure Leute haben meine Leute getötet“.
O. W. Fischer versuchte 1961 sogar, sie bei Dreharbeiten zu vergewaltigen. Berger: „Danach hätte ich eigentlich sagen müssen: Ich kann morgen nicht mit Ihnen drehen und diesen Film nicht mit Ihnen machen. Aber O. W. Fischer hat gewusst, dass ich das nicht sagen würde.“ Nach den Dreharbeiten habe sich O. W. Fischer bei ihr mit dem Faust-Zitat „Das Ewig-Weibliche zieht uns hinan“ entschuldigt.
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