Inmitten der Krise
Arbeitsplätze in Deutschland werden langsam knapp
Trotz guter Prognosen zum Jahresbeginn verdunkeln sich die Wachstumsaussichten in Deutschland zunehmend. Mit der dritten Infektionswelle des Coronavirus erlebt der Boom einen deutlichen Dämpfer. Besonders kritisch wirkt sich das auf die Situation am Arbeitsmarkt aus - insbesondere die Kurzarbeit dient nicht mehr als Allheilmittel.
Die Arbeitsmärkte in Europa beginnen langsam wieder zu wanken. Während die Arbeitslosigkeit in den USA auf den tiefsten Stand seit Beginn der Krise fiel, zeigt sich in vielen Ländern Europas ein gegensätzlicher Trend. Offenbar ist dies ein Resultat des Lockdowns sowie der schleppenden Impfkampagne.
Effekt der zweiten und dritten Welle
„Wir hatten ja einen großen Schub bei der Arbeitslosigkeit im Frühjahr 2020 - das war, ganz unstrittig, ein direkter Corona-Effekt“, erklärt der Arbeitsmarktexperte Holger Schäfer gegenüber „focus.de“. „Der Abbau ist in den vergangenen zwei, drei Monaten zum Stillstand gekommen und hat sich dann umgedreht. Das ist der Effekt der zweiten und dritten Welle. Die Arbeitslosigkeit ist mit den Maßnahmen wie der Schließung des Handels und der Gastronomie nach oben gegangen“, sagt Schäfer.
Mehr Arbeitslose, mehr Kurzarbeit
Mit der steigenden Arbeitslosigkeitsrate geht etwa in Deutschland auch vermehrte Kurzarbeit einher. Ebendieser Anstieg kann zwar kurzfristig Arbeitsplätze retten und lässt zudem die Arbeitslosenstatistik besser aussehen. Ein hoffnungsvolles Zeichen sind eine steigende Arbeitslosenquote, gepaart mit steigender Kurzarbeit jedoch nicht - denn auch die Erwerbstätigkeit sinkt mit immer weniger Menschen am Arbeitsmarkt.
Chancen am Arbeitsmarkt schwinden
Die sogenannte Erwerbsquote misst, wie viele arbeitsfähige Bundesbürger überhaupt am Arbeitsmarkt aktiv sind - also Arbeit haben oder aktiv Arbeit suchen. „Wir müssen davon ausgehen, dass die Erwerbsbeteiligung in der Krise gesunken ist, weil Menschen, die zwar arbeiten wollen, glauben, dass sie in der Krise sowieso keine Chance auf eine Stelle haben. Deren Anteil dürfte seit Beginn der Pandemie gestiegen sein.“
Pleitewelle könnte Situation verschärfen
Erschwerend hinzu kommt, dass eine noch ausstehende Pleitewelle die Lage noch einmal verschlimmern könnte. Durch Steuerstundungen und etwa der Aussetzung der Insolvenzpflicht kommt es schließlich zu einem Rückstau an Insolvenzen. Nun wird die Befürchtung laut, dass die davon betroffenen Mitarbeiter dann schlagartig ihren Job gänzlich verlieren.
Resultat wäre eine wohl deutlich zunehmende Zahl an Langzeitarbeitslosen - Entspannung kann es dabei nur geben, wenn sich die wirtschaftliche Situation im Ganzen erholt. Dies könnte etwa im Jahr 2022 der Fall sein, so Schäfer, der mahnt, dass es viele Ressourcen brauchen werde, um die Arbeitslosen „wieder in den Markt zu integrieren“.
Große wirtschaftliche Unsicherheit
Der Volkswirt bemängelt zudem, dass politisch Chancen vergeben werden, um dem Arbeitsmarkt zu helfen. „Die Kurzarbeit hat spürbar Erleichterung gebracht, da hatte man Erfahrungen aus dem Jahr 2009, da war das ein Erfolgsmodell.“ Was das größere Problem angeht, sei die Politik aber wenig kreativ. Schäfer zufolge gebe es nämlich nach wie vor das Problem, dass der Ausweg aus der Arbeitslosigkeit nicht klappt, weil einfach zu wenig eingestellt wird. Dafür sei vielen Unternehmen die wirtschaftliche Unsicherheit zu groß.
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.