Fleckerlteppich bleibt
AstraZeneca: EU schlägt keine gemeinsame Linie ein
AstraZeneca spaltet weiterhin die EU: Eine erhoffte gemeinsame Vorgehensweise im Umgang mit dem Corona-Impfstoff konnte am Mittwoch bei einer virtuellen Sondersitzung der EU-Gesundheitsminister nicht ausverhandelt werden. Damit herrschen in den Mitgliedsstaaten weiter unterschiedliche Vorgaben. Die Europäische Arzneimittelbehörde (EMA) hatte sich im Kampf gegen die Pandemie zuvor weiter hinter den Impfstoff von AstraZeneca gestellt.
Es sei zwar ein möglicher Zusammenhang zwischen dem Wirkstoff und sehr seltenen Thrombose-Fällen festgestellt worden, teilte die EMA am Mittwoch mit. Es gebe insgesamt aber weiter mehr Nutzen als Risiko beim Einsatz des Mittels. Eindeutige Risikofaktoren hätten bisher nicht identifiziert werden können. Deshalb schränke die EMA den Einsatz des Mittels nicht ein.
Die portugiesische EU-Ratspräsidentschaft hatte in der Einladung zum Treffen der Gesundheitsminister eine einheitliche Linie eingemahnt. „Eine Harmonisierung auf EU-Ebene wird von wesentlicher Bedeutung sein, um die Verbreitung von Falschinformationen zu stoppen“, hieß es in dem Dokument. EU-Gesundheitskommissarin Stella Kyriakides sagte den Ministern, ein koordiniertes Vorgehen „verwirrt die Bürger nicht und leistet auch nicht einer Impf-Scheu Vorschub“.
Fleckerlteppich bleibt
Aus EU-Kreisen verlautete nach dem Treffen, das Thema werde bei zukünftigen Gesprächen wieder aufgegriffen. Damit blieben in der EU verschiedene Altersgrenzen gültig: in Frankreich etwa ab 55 Jahren, in Deutschland und Spanien ab 60, in Finnland ab 65. Andere Mitgliedsstaaten, darunter auch Österreich, haben keine Grenze festgelegt.
Im früheren EU-Land Großbritannien sollen dagegen Unter-30-Jährige nicht mehr mit dem Mittel geimpft werden, wie der Impfausschuss bekannt gab. Im Königreich ist die Impfkampagne stark auf das von der Universität Oxford entwickelte AstraZeneca-Mittel ausgerichtet. Neben dem Impfstoff des britisch-schwedischen Konzerns nutzt Großbritannien die Vakzine von Pfizer/Biontech und Moderna.
Billigster Impfstoff auf dem Markt
Das AstraZeneca-Mittel ist der billigste Corona-Impfstoff auf dem Markt und zahlreiche Länder sind für ihre Impfkampagnen auf das Mittel angewiesen. Wissenschaftler verfolgen mehrere Theorien, wie es nach Verabreichung des Mittels zu den Gerinnseln kommen kann. So wird auch einer möglichen Verbindung zur Einnahme der Anti-Baby-Pille nachgegangen. Experten betonen, dass Covid-19 selbst Thrombosen auslösen kann, wie auch viele weitverbreitete Medikamente, darunter die Anti-Baby-Pille.
169 Fälle bei 34 Millionen Impfungen
Bis zum 4. April seien in der EU 169 Fälle von seltenen Gehirn-Thrombosen bei 34 Millionen verabreichten Impfdosen gemeldet worden, sagte Sabine Straus, Vorsitzende des zuständigen EMA-Ausschusses für Risikobewertung. Die gemeldeten Blutgerinnsel seien vor allem bei Frauen im Alter von unter 60 Jahren binnen zwei Wochen nach der Impfung aufgetreten, so die EMA. Alter und Geschlecht hätten aber dennoch nicht als eindeutige Risikofaktoren ermittelt werden können.
Das AstraZeneca-Mittel sei ein wichtiger Baustein im Kampf gegen die Pandemie, betonte EMA-Chefin Emer Cooke. Das Risiko, an Covid-19 zu sterben, sei deutlich höher als das Risiko, an den seltenen Nebenwirkungen zu sterben. Die EMA forderte zugleich zu umfassenden Abklärungen auf, sollten Geimpfte verdächtige Symptome zeigen. Die Gerinnsel seien ein sehr seltener Nebeneffekt des AstraZeneca-Impfstoffs, der in den Beipackzetteln des Medikaments vermerkt werden solle. Dies solle auch in die Entscheidung über den weiteren Einsatz in einzelnen Ländern einfließen.
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