Nach Protesten
Nawalny-Mitarbeiter zu mehrtägiger Haft verurteilt
Nach Protesten vor dem Haftlager des erkrankten Kreml-Kritikers Alexej Nawalny sind mehrere seiner Unterstützer zu mehrtägigen Haftstrafen verurteilt worden. Anwälte der Menschenrechtsorganisation Agora teilten am Donnerstag mit, ein Mandant hätte eine zehntägige Haftstrafe erhalten, nachdem bereits vier Menschen zu Strafen zwischen acht und neun Tagen verurteilt worden waren. Der Gesundheitszustand Nawalnys verschlechtert sich indes weiter. Er soll mittlerweile 13 Kilogramm abgenommen und zwei Bandscheibenvorfälle erlitten haben. Außerdem leide er zudem an Fieber, Taubheitsgefühlen und „Folter“ durch Schlafentzug.
Die Aktivisten hatten am Dienstag vor dem Straflager Pokrow rund hundert Kilometer östlich von Moskau demonstriert, nachdem sich der Gesundheitszustand Nawalnys in den vergangenen Tagen zunehmend verschlechtert hatte. Eine MRT-Untersuchung zeige zwei Bandscheibenvorfälle und eine angeschwollene Bandscheibe. Zudem hatte Nawalny, der Medienberichten zufolge auf eine Krankenstation verlegt worden sein soll, über starken Husten und Fieber geklagt.
Er sieht schlecht aus, er fühlt sich nicht gut.
Nawalnys Anwältin Olga Michailowa
Seine Anwältin Olga Michailowa sagte am Mittwochabend nach einem Besuch bei Nawalny: „Er sieht schlecht aus, er fühlt sich nicht gut.“ Er verliere das Gefühl in seinen Händen, nachdem er in der vergangene Woche bereits über Schmerzen im Rücken und Taubheit in den Beinen geklagt hatte.
Einem Tweet von Nawalnys Pressesprecherin Kira Yarmysh zufolge wurde Michailowa trotz Vorweisen ihrer Personalien und einer Vollmacht zuerst lange nicht zu dem Kreml-Kritiker vorgelassen. Man habe es ihr nicht erlaubt - ohne Erklärung.
Nawalny seit acht Tagen im Hungerstreik
Um eine Behandlung durch einen Arzt zu erhalten, begann der Oppositionelle am Mittwoch vor einer Woche einen Hungerstreik. Nach Angaben seiner Anwältin wiegt er derzeit etwa 80 Kilogramm. Bei seiner Ankunft in dem Straflager sei der 1,89 Meter große Nawalny noch 13 Kilo schwerer gewesen.
„Folter“ durch Schlafentzug
Die Gefängnisbehörden hätten ihm bisher nur Schmerzmittel gegeben, teilte Nawalny mit. Zudem würden sich die Gefängnisbeamten über ihn lustig machen und in seiner Nähe Hähnchen braten. Zuvor hatte er der Leitung der Strafanstalt bereits „Folter“ durch Schlafentzug vorgeworfen, so die APA.
Seine Anhänger befürchten, dass ihm nach der Vergiftung im August 2020 weiteres Leid zugefügt wird und fordern seine Verlegung in ein Krankenhaus. Pokrow gilt als eines der härtesten Straflager Russlands. Wegen angeblicher Verstöße gegen seine Bewährungsauflagen wurde Nawalny zu mehr als zweieinhalb Jahren Haft in einem Straflager verurteilt.
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