War Regime zu kritisch
Myanmar sperrt eigenen Botschafter in London aus
Der Botschafter Myanmars in Großbritannien, ein erklärter Gegner der Militärjunta in seinem Land, ist von seiner eigenen Botschaft in London ausgesperrt worden. Wie ein Sprecher von Kyaw Zwar Minn am Donnerstag mitteilte, wurde ihm der Zutritt zu dem Gebäude im Zentrum der britischen Hauptstadt am Mittwochabend verwehrt. Der Militärattaché habe die Kontrolle über die Vertretung im Stadtteil Mayfair übernommen.
Dem „Telegraph“ sagte Kyaw Zwar Minn: „Sie sagten, sie hätten eine Anweisung aus der Hauptstadt erhalten, deshalb würden sie mich nicht reinlassen.“ Das sei ein weiterer „Putsch“ des „myanmarischen Militärs“. Die britische Regierung werde das aber nicht zulassen: „Das ist Großbritannien, wir sind nicht in Myanmar.“
Britischer Außenminister: „Schikane“ gegen mutigen Botschafter
Der britische Außenminister Dominic Raab bezeichnete die Ereignisse als „Schikane“ und lobte den Botschafter für seinen Mut. „Großbritannien ruft weiterhin dazu auf, den Putsch und die entsetzliche Gewalt zu beenden und die Demokratie rasch wiederherzustellen“, so Raab auf Twitter.
Solidaritätskundgebung vor Botschaft
Laut der Metropolitan Police in London versammelten sich vor der Botschaft Menschen, um ihren Protest gegen die Aussperrung des Botschafters kundzutun. Medienberichten zufolge verbrachte er die Nacht in seinem Auto vor dem Botschaftsgebäude. Kyaw Zwar Minn hatte sich im März als Gegner des Militärputsches in dem südostasiatischen Land positioniert. Er forderte die Freilassung der entmachteten Regierungschefin Aung San Suu Kyi.
Soldaten feuern, Demonstranten wehren sich
Seit Wochen gehen in Myanmar Tag für Tag zahlreiche Menschen aus Protest gegen die Machtübernahme des Militärs auf die Straße. Am Mittwoch wurden erneut mehrere Demonstranten von Sicherheitskräften getötet. Bei heftigen Zusammenstößen in der Stadt Taze im Nordwesten seien mindestens elf Menschen ums Leben gekommen, berichteten örtliche Medien am Donnerstag. Soldaten hätten auf Demonstranten gefeuert, diese hätten sich mit Jagdgewehren, Messern und Brandsätzen gewehrt.
Bereits Hunderte Tote seit Putsch im Februar
Nach Schätzungen der Gefangenenhilfsorganisation AAPP sind seit dem Umsturz mehr als 580 Menschen ums Leben gekommen, 2750 sitzen derzeit in Haft. Die tatsächliche Opferzahl könnte noch weit höher sein. Das Militär hatte nach dem Putsch vom 1. Februar die faktische Regierungschefin Suu Kyi in Gewahrsam genommen und einen einjährigen Ausnahmezustand verhängt. Die Demonstranten fordern die Rückkehr zu demokratischen Reformen und die Wiedereinsetzung von Suu Kyis ziviler Regierung.
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