Sie ist das wichtigste Mensch-Computer-Interface, trotzdem verschwenden die meisten PC-Anwender kaum einen Gedanken an ihre Tastatur. Dabei gibt es beim Keyboard, über das unsere Befehle in den Computer fließen, eine fast unüberschaubare Vielfalt - vom billigen Einsteigermodell bis zum sündhaft teuren Luxusgerät, das Eingabegerät und Statement in einem ist. Wie Sie die richtige Tastatur für Ihre Zwecke finden, erfahren Sie hier.
Dass die Tastatur ein wenig glanzvolles Dasein führt, liegt daran, dass viele PC-Anwender keine großen Ansprüche an das Eingabegerät haben. Sie sind mit ihrer Laptop-Tastatur oder dem Keyboard, das ihrem Komplett-PC beilag, zufrieden und denken gar nicht ans Aufrüsten.
Vielschreiber, Programmierer oder Gaming-Enthusiasten wissen eine gute Tastatur aber durchaus zu schätzen und legen mitunter dreistellige Eurobeträge für selbige hin.
Standard, Gaming, Spezialisten
Die Möglichkeiten sind so vielfältig wie die Ansprüche, grundsätzlich kann man Tastaturen aber in drei Gruppen einordnen: die Standardtastatur, das teurere mechanische (Gaming-)Keyboard und Spezialisten, die etwa mit integriertem Touchpad PC-Nutzung auf der Couch erlauben, Extra-Regler für gewisse Anwendungen bieten oder mit geteiltem Tastenblock und geschwungenen Formen viel Ergonomie versprechen.
Apropos Ergonomie: Wer Tabellenkalkulation betreibt, sollte darauf achten, dass seine Tastatur einen Ziffernblock hat. Wer wenig Platz am Schreibtisch hat, wird auch mit einer Tastatur ohne glücklich und kann zum Tenkeyless-Format ohne Ziffernblock greifen.
Es gibt neben den gewohnten QWERTZ- auch Tastaturen mit alternativem Tastenlayout (DVORAK), die beispielsweise bei Programmierern beliebt sind, die häufig auf mit normalen Tastaturen nur über Umwege zugänglichen Sonderzeichen hantieren.
Die Bauart macht den Unterschied
Der größte Unterschied zwischen den günstigen Standard- und den teuren Edeltastaturen liegt in der Art und Weise, wie der Tastendruck erfasst wird - also den unter den Tasten verbauten Schaltern.
Bei den günstigsten Modellen setzen die Hersteller auf die sogenannte Rubberdome-Technik, die billig und leise ist, aber ein wabbliges Schreibgefühl erzeugen kann.
Einen knackigeren Anschlag und ein gleichmäßigeres Tippgefühl findet man bei Tastaturen mit Scissor-Switch - verbesserte Rubberdome-Technik, bei der unter den Tasten neben der Rubberdome-Matte Plastikelemente verbaut sind, die das Keyboard stabilisieren. Auch sie sind günstig und leise, aber klarer im Anschlag und robuster.
Profis schwören auf mechanische Tastaturen
Während sich viele PC-Anwender nicht weiter an einer Rubberdome-Tastatur stören und die allermeisten mit dem Tippgefühl einer guten Scissor-Switch-Tastatur vollkommen zufrieden sind, gibt es gerade unter Gamern, Programmierern und Vielschreibern auch zahlreiche Verfechter deutlich teurerer mechanischer Tastaturen.
Statt einer mit Kontakten überzogenen Gummimatte erfassen hier einzelne mechanische Schalter die Eingabe. Bei mechanischen Tastaturen drückt man einen Plastikschlitten gegen eine Sprungfeder. Wird die Taste nach unten gedrückt, treffen sich Metallkontakte und der Befehl wird erfasst. Drückt die Feder die Taste wieder nach oben, ist der Tastendruck beendet.
Manch eine Gaming-Tastatur setzt heute auf mechanische Switches mit optischen Sensoren, die den Tastendruck noch einen Hauch schneller als die sonst üblichen Metallkontakte übertragen sollen. Aber auch hier ist das Grundprinzip, dass jede Taste mit ihrem eigenen mechanischen Schalter ausgestattet ist, was einerseits Präzision und andererseits ein klar definiertes Tippgefühl verspricht.
MX-Switches: Die Farbe macht den Unterschied
Wie es sich auf einer mechanischen Tastatur tippt, hängt von den verbauten Schaltern (Switches) ab, die oft vom deutschen Traditionshersteller Cherry stammen. Der baut mit seinen MX-Switches nicht nur selbst Tastaturen für verschiedenste Anwendertypen, sondern verkauft diese auch an andere Hersteller, die sie in ihren Produkten einbauen.
Wie genau sich der Tastendruck anfühlt, hängt von der Farbe ab. MX-Switches gibt es in Rot, Schwarz, Silber, Blau, Braun, Grün oder auch Grau - und jede Farbe hat ein anderes Tippverhalten. Die Unterschiede zwischen den einzelnen Farben betreffen die benötigte Kraft, um die Taste nach unten zu drücken, den Weg, den der Schalter bis zur Aktivierung zurücklegen muss, und das haptische und akustische Feedback.
Blaue Switches liefern das typische „Klick“
Rote MX-Switches können linear und recht widerstandslos durchgedrückt werden, blaue bieten fühlbaren Widerstand und bestätigen das Auslösen mit einem charakteristischen Klickgeräusch. Schwarze ähneln roten MX-Switches, sind aber schwergängiger. Silberne Switches schalten, wenn man sie nur leicht drückt, grüne erst, wenn man sie stärker drückt. Braune bieten Widerstand ohne übertrieben hohe Tipplautstärke.
Die große Auswahl zeigt: Vor dem Kauf einer mechanischen Tastatur sollte man sich mit den Switches vertraut machen und wissen, welches Tippgefühl man anstrebt. Dafür gibt es sogenannte Switch-Tester im Online-Handel, mit denen man die Schalter gegenüberstellen kann.
Mögliche Nachteile: Sie sind teurer, meist deutlich lauter als Rubberdome- oder Scissor-Switch-Tastaturen, außerdem ist die Mechanik der Switches gegen gewisse Gefahren schlechter geschützt als eine Rubberdome-Matte. Ermöglicht letztere waschbare und flüssigkeitsresistente Tastaturen, sollte man Kracherl und Kaffee von mechanischen Tastaturen fernhalten.
Klang auch von der Bauform abhängig
Tipp: Neben der Art des Switches hängt die Lautstärke einer Tastatur davon ab, ob die Switches offen liegen oder in einem Gehäuse versteckt sind. Erstere Bauart kommt gern bei Gaming-Tastaturen zum Einsatz, erlaubt sie doch einen besonders guten Blick auf die bunten LEDs in der Tastatur und einfache Reinigung. Zweitere empfiehlt sich, wenn man mechanisches Tippgefühl will, ohne eine allzu aufdringliche Geräuschkulisse zu erzeugen.
RGB-Beleuchtung, Kabel oder Funk
Hat man sich für einen Tastatur- und Switch-Typ entschieden, sollte man noch über gewisse Extras nachdenken: Viele Gamer beispielsweise legen Wert auf personalisierbare Hintergrundbeleuchtung mit RGB-LEDs, mit der man Tasten hervorheben und im Zwielicht besser erkennen kann.
Außerdem tendieren Spieler zu Tastaturen mit Kabelverbindung, die schnellere Reaktionszeiten als kabellose Modelle versprechen und obendrein nicht aufgeladen oder mit Batterien bestückt werden müssen. Dafür sorgen kabellose Modelle für einen aufgeräumten Schreibtisch.
Viele Tastaturen bieten spezielle Funktionstasten oder Drehregler, mit denen man die Lautstärke steuern oder in manchen Kreativ-Programmen Parameter anpassen kann. Multimedia-Tasten für die Lautstärkeregelung oder die Mediensteuerung sind bei den meisten Tastaturen Standard, spezielle Gaming-Features wie Anti-Ghosting oder ein die Windows-Taste deaktivierender Spielemodus werden vielerorts auch angeboten.
Fazit: Am Ende entscheiden bei der Wahl der richtigen Tastatur der persönliche Geschmack und das Budget. Die allermeisten Anwender werden schon mit einer vernünftigen Scissor-Switch-Tastatur glücklich, Freunde flacher Bauformen auch mit Rubberdome. Wer in ein mechanisches Keyboard investiert, sollte vorher ergründen, welche Switches er wünscht, damit sich auch tatsächlich das erhoffte Tippgefühl einstellt.
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