In Tirol breitet sich eine Fluchtmutante aus. Ob das Zufall ist oder mit den Varianten und der Impfkampagne zusammenhängt, ist unklar. Klar ist aber, es macht die Regeln weiter nötig.
Zur Erinnerung: Wegen der Ausbreitung der südafrikanischen Mutation erhielt der Tiroler Bezirk Schwaz eine Sondertranche der EU in Form von 100.000 Impfdosen des Biontech/Pfizer-Vakzins. 46.000 Menschen wurden damit bereits einmal geimpft, am Donnerstag startete die zweite Runde - und die Aktion zeigt Wirkung.
Neue Mutation der britischen Variante
Wie berichtet, sanken die Zahlen vor Ort, und auch die südafrikanische Variante konnte eingedämmt werden. So weit, so gut. Seit Kurzem beschäftigt die Wissenschaft aber eine Fluchtmutante mit der Bezeichnung B.1.1.7+E484K - eine Mutation der britischen Variante. Eine Fluchtmutation ist eine Mutation im Erbmaterial des Virus, um einer Immunantwort zu entgehen.
In Tirol öfter gefunden als im Rest der Welt
Nun stellt sich die Frage, warum sich diese Fluchtmutante ausgerechnet in Tirol verbreitet. Dort gab es bisher bei 512 Fällen den Verdacht auf die Fluchtmutante. In der weltweiten Datenbank GISAID waren es laut Wissenschaftler Andreas Bergthaler zuletzt 133 Fälle. Alleine in Tirol wurde diese Fluchtmutante also öfter detektiert als im ganzen Rest der Welt zusammen. „Es scheint unwahrscheinlich, dass das nur durch die Testintensität alleine zu erklären ist“, sagt Bergthaler. Auch an einen Zufall glaubt er eher nicht.
Situation könnte zur Entstehung beigetragen haben
Vielmehr könne es sein, dass die derzeitige Situation im Bezirk Schwaz zur Entstehung oder zumindest der Verbreitung beigetragen hat. Dazu gehören die unterschiedlich zirkulierenden Virusvarianten und auch die Impfungen. Inwieweit das der Fall ist, wird gerade untersucht. Man weiß aber: „Impfungen können einen Selektionsdruck auf das Virus ausüben“, erklärt Bergthaler. Vereinfacht gesagt: Da durch die erste Teilimpfung die vollständige Schutzwirkung noch nicht erreicht ist, könnte sich das Virus neue Wege einfallen lassen, diese zu umgehen.
Trotz Impfungen Zahlen möglichst niedrig halten
Daraus zu schließen sind zwei Dinge: Zum einen ist man durch die erste Teilimpfung nicht ausreichend geschützt und sollte sich an alle Maßnahmen, wie Abstand und Maske, halten. Zum anderen „sollte, auch wenn geimpft wird, dafür gesorgt werden, dass die Infektionszahlen so niedrig wie möglich sind“, sagt Bergthaler. Ansonsten schaffe man im schlechtesten Fall einen Nährboden für (Flucht-)Mutanten - für die die Impfstoffe adaptiert werden müssen. Das müssen sie ohnehin, doch je mehr Mutationen entstehen, desto mehr wird die Anpassung der Impfstoffe zu einem Wettlauf gegen die Zeit.
Eine gute Nachricht gibt es aber. Die Virologin Dorothee von Laer glaubt, dass B.1.1.7+E484K mit der zweiten Dosis des Biontech/Pfizer-Impfstoffes gegessen sein wird.
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