Corona bringt immer mehr Menschen an ihre finanziellen Grenzen. Günstiges Einkaufen hilft gegen Hunger und Verschwendung.
Immer mehr Österreicher können sich ihr Essen nur schwer leisten. Fast 1,5 Millionen Menschen sind hierzulande armutsgefährdet, die Auswirkungen von Corona auf den Arbeitsmarkt verschärfen für viele die Situation.
„Wir sind der einfache Weg, schnell und unkompliziert Geld zu sparen“, weiß Sozialmarkt-Wien-Gründer Alexander Schiel, der in der Bundeshauptstadt drei Standorte betreibt, die Produkte vergünstigt anbieten. Österreichweit gibt es schätzungsweise rund 80 vergleichbare „Spezialsupermärkte“, die mit ähnlichen Konzepten arbeiten.
Ware mit kleinen Mängeln wäre im normalen Handel unverkäuflich
„Unsere Produkte sind bis zu 95 Prozent günstiger als im Handel sonst üblich“, erläutert etwa Peter Kohls von den Soma-Märkten. Dafür ist das Sortiment eingeschränkt und variiert oft täglich. Angeboten werden etwa falsch verpackte oder etikettierte Produkte, leicht beschädigte oder andere Waren, die für den herkömmlichen Verkauf nicht geeignet sind und sonst weggeworfen werden müssten.
Trotz der Schönheitsfehler ist die inhaltliche Qualität aber garantiert. Waren kurz vor dem Ablaufdatum werden vielerorts mittels Stichproben verkostet; abgelaufene Artikel sind als solche gekennzeichnet.
„Besonders seit Herbst 2020 erkennen wir einen Zuwachs von schätzungsweise 50 Prozent in den Städten, am Land etwas weniger“, heißt es etwa beim VinziWerk (neun Standorte), das von Pfarrer Wolfgang Pucher gegründet wurde. Ergänzt Wolfgang Brillmann, Geschäftsführer der 18 soogut-Märkte und der vier mobilen Verkaufsstellen: „Vor allem Jüngere aus der Mittelschicht kommen jetzt häufiger zu uns. Außerdem kaufen die Leute noch gezielter ein.“
Es gilt Einkommensgrenze und Einkaufssumme ist limitiert
Einkaufen darf klarerweise nicht jeder. Es gelten unterschiedliche Einkommensobergrenzen, die belegt werden müssen. Danach erhält man einen Ausweis oder eine Berechtigungskarte. Zusätzlich ist der wöchentliche Einkauf limitiert, damit viele Kunden zum Zug kommen. „Bei uns darf man um 30 Euro pro Woche einkaufen - das entspricht einem tatsächlichen Warenwert von 120 bis 150 Euro“, rechnet Svetlana Wisiak vom VinziWerk vor, wo die Einkommensgrenze pro Person bei 950 Euro liegt. Pro Kind kommen 150 Euro dazu.
Fast alle Handelsketten und Markenartikelkonzerne geben Warenspenden. Zum Nadelöhr kann die Logistik werden, Helfer sind daher gefragt. Demnächst könnte das Angebot noch größer werden, da die Regierung verbieten will, dass die Supermärkte genussfähiges Essen wegwerfen dürfen.
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