Intensivbetten knapp
Weltärztebund prophezeit Triage in Deutschland
Die Lage auf deutschen Intensivstationen spitzt sich zu: In zehn Tagen soll es laut Berechnungen der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI) kein einziges freies Bett mehr geben. Auch der Präsident des Weltärztebundes, Frank Ulrich Montgomery, warnte davor, dass sich die Situation in der dritten Infektionswelle noch schlimmer gestalten könnte als in jenen zuvor. Er prophezeite, dass die Triage „mit Sicherheit“ bald im Raum stehen werde.
„Wir werden in den Kliniken jetzt eingeholt von den Infektionen, die vor vier Wochen stattgefunden haben", erklärte Montgomery gegenüber der „Passauer Neuen Presse“. Bislang sei es nicht nötig gewesen, dass sich Ärtze dafür entscheiden müssen, welchem Patienten sie zuerst helfen - doch nun sieht er dieses Horrorszenario einer Triage auf unseren nördlichen Nachbarn zukommen: „Wir waren sehr dankbar, dass sie in den ersten beiden Wellen nicht gebraucht wurde. Es ist vorstellbar, dass es zu Situationen kommt, in denen sie angewendet wird.“
Es ist nicht die erste Warnung, die vonseiten der Intensivmedizin in den vergangenen Tagen ausgesprochen wurde. Angesichts der Infektionslage wird ein schneller, harter Lockdown gefordert. „Unser Appell an die politisch Verantwortlichen ist, akut zu handeln. Jeder Tag zählt“, so DIVI-Präsident Gernot Marx. Die Vereinigung nimmt an, dass es in den nächsten zehn Tagen kein freies Intensivbett mehr gibt.
Nur jedes dritte Spital in Deutschland könne derzeit überhaupt noch Patienten aufnehmen - das betrifft nicht nur an Covid-19 Erkrankte, so der DIVI-Präsident. Besonders die Ausbreitung der britischen Mutation B.1.1.7 sei alarmierend - immer mehr Patienten hätten diese Variante, die öfter zu schweren Verläufen und auch häufig zu Multiorganversagen führe. Jeder dritte Corona-Infizierte auf der Intensivstation sei derzeit in einem Alter zwischen 35 und 59 Jahren.
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