Er ist eine - nicht nur politische - Legende: Siegfried Gasser, langjähriger Bregenzer Bürgermeister und Landesstatthalter, blickt auf ein imposantes Lebenswerk zurück.
Zwar wurde er im Saarland geboren („Mein Vater lernte dort als Soldat meine Mutter kennen“) und verbrachte die Kindheit in Schruns, dennoch fühlt sich Siegi Gasser „ganz klar als Bregenzer“. Nicht zuletzt deshalb, weil der intelligente Junge die HAK besuchen durfte und bereits mit vierzehn ein Zimmer in der Landeshauptstadt bewohnte, um nicht täglich pendeln zu müssen. Seitdem hielt er der Stadt die Treue. Auch seine politische Karriere startete er am Bodensee: „Ich hatte mich schon in der Hochschülerschaft politisch engagiert, die Mechanismen der Politik waren mir daher nicht ganz fremd“, schildert der Diplom-Volkswirt seine Anfänge als Stadtvertreter für die ÖVP.
Vom Quereinsteiger zum Bürgermeister
Das politische Geschick des Newcomers entging auch dem damaligen Landeshauptmann Herbert Keßler nicht: Bereits 1973 beförderte dieser den jungen Siegi in die Landesregierung: „Ich war als Quereinsteiger für die Ressorts Inneres, Schulen und Kindergärten sowie Wohnungswesen - also alles, was niemand sonst machen wollte - zuständig“, erinnert er sich mit einem Augenzwinkern an den Sprung ins kalte Wasser. Die Bewährungsprobe bestand er derart bravourös, dass ihn „Häuptling“ Keßler schon bald zum Landesstatthalter beförderte. Und dennoch war ihm die Stadt Bregenz immer ein wenig näher am Herzen als die Landespolitik. 1990 stellte er sich schließlich - nicht zuletzt von Gattin Maria motiviert - der Bürgermeisterwahl. Das Ergebnis war ein Triumph, die Karte Gasser zog auch in der damals von der SPÖ dominierten Landeshauptstadt.
Funktion als Landtagspräsident
Unter seiner Ägide festigte er den Ruf der Stadt als Kulturzentrum („Man sollte Stärken weiter stärken und nicht Schwächen mittelmäßig machen“) - unter anderem fielen die Festspielhaus-Erweiterung und der Bau des Kunsthauses in seine Ära. Aber es waren wohl seine persönlichen Eigenschaften - Gesprächsbereitschaft, Empathie und Demut vor dem Amt -, welche den Boden dafür nährten, dass er mit einem überragenden Ergebnis als Bürgermeister bestätigt wurde. Dennoch verabschiedete sich Siegi 1998 - entgegen dem Wunsch vieler Bregenzer - in die Pension. Im Jahr darauf gab er zudem seine Funktion als Landtagspräsident („Das formal höchste Amt im Land, aber für mich zu passiv“) auf.
Privat fand der Vater zweier Söhne nach dem Tod seiner Frau ein zweites Glück mit Conny, er widmet sich diversen Ehrenämtern (Rotes Kreuz, Tourismusverband) und wurde von Land, Stadt und Bund mannigfach ausgezeichnet. Obwohl immer noch genau im Bilde und bestens vernetzt, hat er auf politische Zwischenrufe stets verzichtet - „ich mochte das ja auch nicht“.
Urlaub am Schwarzen Meer
Sein größter Wunsch: nach der Pandemie mit Conny wieder einen Urlaub im eigenen Haus am Schwarzen Meer zu verbringen. Ansonsten fehlt es ihm an nichts: „Ich bin rundum glücklich und zufrieden“, lacht der 79-Jährige. Schön, wenn man das sagen kann.
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