80 Todesopfer
Aktivisten berichten von Blutbad in Myanmar
Militärs in Myanmar haben in der Stadt Bago „über 80“ Menschen getötet. Viele Einwohner flüchten vor der anhaltenden Gewalt im Land in die nächstgelegenen Dörfer. Überlebenden und Verletzten sei medizinische Behandlung „verweigert“ worden. Nach einer Zählung von AAPP wurden seit dem Militärputsch Anfang Februar mindestens 618 Zivilisten getötet.
Es dauerte einen Tag, bis die Einzelheiten durchsickerten, aber nach Angaben von Aktivisten wurden bei der brutalen Niederschlagen von Protesten am Freitag in der viertgrößten Stadt des Landes Dutzende Menschen getötet. Die Hilfsorganisation für politische Gefangene (AAPP) sprach am Samstag von „über 80“ Toten.
Es wird zunehmend schwierig, Nachrichten über Razzien und Tote zu überprüfen. Von der Nachrichtenagentur AFP überprüfte Videoaufnahmen scheinen das brutale Vorgehen von Militär und Polizei in der rund 65 Kilometer nordöstlich von Yangon gelegenen Stadt jedoch zu bestätigen: Darauf ist zu sehen, wie Demonstranten hinter Sandsackbarrikaden kauern und mit selbst gebauten Gewehren hantieren, während im Hintergrund Explosionen zu hören sind.
Einwohner flüchten vor der Gewalt
Ein Anrainer berichtete AFP, wie Leichen in einen Armeelaster geladen wurden, der kurz darauf wegfuhr. Den Rettungskräften sei es nicht erlaubt worden, in die Nähe der Toten zu kommen. Viele Einwohner seien vor der Gewalt geflüchtet. Den Verletzten sei medizinische Behandlung „verweigert“ worden. „Wir fordern die Sicherheitskräfte auf, medizinischem Personal zu erlauben, die Verletzten zu behandeln“, forderte auch das Büro der Vereinten Nationen.
Rote Farbe als Symbol für Blut
Nach einer Zählung von AAPP wurden seit dem Militärputsch Anfang Februar mindestens 618 Zivilisten getötet. Ein Juntasprecher sprach hingegen am Freitag von 248 getöteten „gewalttätigen Terroristen“. Auch in der Wirtschaftsmetropole Yangon und der zweitgrößten Stadt Mandalay gingen die Proteste weiter. In Yangon beschmierten Demonstranten die Straßen unweit der berühmten Shwedagon-Pagode mit roter Farbe - stellvertretend für das bereits vergossene Blut.
19 Menschen zum Tode verurteilt
Für scharfe Kritik sorgten unterdessen Berichte der Staatsmedien, wonach 19 Menschen von einem Militärgericht in Myanmar wegen Raubes und Mordes zum Tode verurteilt worden seien, davon 17 in Abwesenheit. Da die Fälle vor einem Militärgericht gelandet seien, gebe es keine „Garantien für einen freien und fairen Prozess“ und auch keine Berufungsmöglichkeit, so Phil Robertson von Human Rights Watch.
Alte Konflikte brechen auf
Der Putsch ließ auch alte Konflikte zwischen dem Militär und Rebellen der verschiedenen ethnischen Minderheiten wieder aufbrechen, von denen einige offen die Protestbewegung unterstützen. Im nördlichen Staat Shan überfiel die Rebellengruppe TNLA nach eigenen Angaben einen Polizeistützpunkt, dabei wurden örtlichen Medienberichten zufolge mehr als ein Dutzend Polizisten getötet. Laut TNLA wurde bei anschließenden Luftangriffen des Militärs mindestens ein Rebellenkämpfer getötet.
Der Botschafter Myanmars in Großbritannien, ein erklärter Gegner der Militärjunta in seinem Land, wurde am Donnerstag von seiner eigenen Botschaft in London ausgesperrt.
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