Duell um Kandidatur
Söder „pokert hart“, Laschet „hält dagegen“
Sowohl CSU-Vorsitzender Markus Söder als auch CDU-Chef Armin Laschet wollen für die Christdemokraten ins Rennen um die Nachfolge Angela Merkels als Kanzlerin gehen. So sehr die beiden dabei um Harmonie bemüht sind, könnte die Wahl erhebliche Folgen auf die politische Zukunft der Protagonisten haben.
Sowohl der in Umfragen weit zurückliegende CDU-Chef als auch der beim Umfragevolk beliebte CSU-Vorsitzende haben nun ihre Bereitschaft zur Kanzlerkandidatur erklärt. Nach wochenlangem Zögern und Bremsen drücken beide jetzt aufs Tempo: Die „Kanzler-Frage“ solle nun zeitnah entschieden werden - da sind sich der nordrhein-westfälische Ministerpräsident und sein bayrischer Kollege mittlerweile einig. Binnen zehn Tagen, müsse nun geklärt sein, wer für die Union in den Wahlkampf startet.
Mit dem Vorstoß Söders, für eine Kandidatur bereitzustehen, erhöhte sich der Druck auf CDU-Chef Laschet. Söder betonte gegenüber dem „ZDF“, dass beide Bewerber auch nach der Entscheidung in ihren Ämtern gut zusammenarbeiten müssten. Im Zuge des Machtkampfs gilt es nun, sich gegenseitig politisch nicht zu sehr zu beschädigen.
Söder: „Entscheidung für die Union treffen“
Voraussetzung für Söders Kandidatur sei jedenfalls, dass auch die CDU dies als größere Schwesterpartei unterstütze, erklärte er weiter. Der CSU-Chef verwies erneut auf Umfragewerte, die bei ihm deutlich besser ausfallen würden. Es gehe darum, eine Entscheidung für die Union zu treffen, die von der Breite der Partei und der Bevölkerung mitgetragen werde, fügte Söder hinzu.
Hintergrund ist, dass der Bayer vor allem in der CDU-Spitze und von den Ministerpräsidenten abgelehnt wird, aber laut Umfragen sehr viel mehr Rückhalt in der Unions- und auch der CDU-Basis hat. „Söder pokert heftig - er sollte sich aber nicht zu sicher fühlen“, kommentierte etwa der „Weser Kurier“ dessen Kampfansage.
Laschet in Bringschuld
Laschet hat in dem Machtpoker aber definitiv mehr zu verlieren. Als Chef der „großen“, in ganz Deutschland außer Bayern vertretenen CSU-Schwester CDU ist er auch, was die Erwartungen in seiner Partei angeht, zunächst einmal in der Bringschuld. Dass er sich nun trotz der miserablen Umfragewerte für die Union und gerade auch für seine Person selbstbewusst das Kanzleramt zutraut, bedeutet ein hohes Risiko.
Laschet halte „mit dem Mut des Desperados dagegen“ resümierte die „Neue Presse“ den Machtkampf. Söder habe „gebetsmühlenartig“ beteuert, dass sein Platz in Bayern sei. Rückhalt erhält der Ministerpräsident außerdem noch von der Parteiführung, die sich fünf Monate nach der Wahl Laschets zum Vorsitzenden wohl nicht leisten kann, ihren neuen Chef durch einen anderen Kanzlerkandidaten in den Rücken zu fallen - wie schon dessen Vorgängerin Annegret Kramp-Karrenbauer wäre er damit wohl nur noch eine „lahme Ente“, die nur noch auf eine schnelle Abwahl hoffen darf.
Schwieriger Wahlkampf steht bevor
Ungeachtet der Kandidatenfrage steht die Union auch noch vor der nicht minder schweren Aufgabe, bei der Bundestagswahl im Herbst auch erfolgreich zu sein. Längst deuten Umfragen darauf hin, dass dies keineswegs ausgemachte Sache ist. Eine Niederlage wäre für beide Parteichefs in jedem Fall das noch größere Problem. Denn die Verantwortung liegt dann eben nicht nur beim Kanzlerkandidaten. In den Geschichtsbüchern würden dann für immer die Namen Laschet und Söder mit dem Verlust des Berliner Kanzleramtes nach 16 Jahren Angela Merkel verknüpft.
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