David Alaba und Real Madrid - seit Wochen wird der Bayern-Star intensiv mit einem Wechsel zu den „Königlichen“ in Verbindung gebracht. Doch passt der 28-Jährige überhaupt zum „Weißen Ballett“? Sportkrone.at hat sich mit Nils Kern, Chefredakteur von REAL TOTAL, ein digitales Fachmagazin, unterhalten: „Ich habe keine Zweifel, dass David Alaba diesem Team weiterhelfen würde!“
sportkrone.at: Nils, die Verhandlungen zwischen Real und Alaba sollen sich laut dem Transfer-Experten Fabrizio Romano auf der Zielgeraden befinden. Du bist sehr nah dran am Klub. Wie ist dein Status quo?
Nils Kern: Mein Status quo ist, dass Alaba ein Angebot von Real Madrid vorliegen, aber noch nicht zugesagt hat. Auch sein Berater Pini Zahavi hat ja gesagt, man redet noch mit anderen Klubs. Man will schauen, ob es vielleicht noch etwas Besseres gibt.
Der ein oder andere Klub hat sich aufgrund der hohen Gehaltsforderungen aus dem Alaba-Poker bereits zurückgezogen. Wird Real ihm die finanziellen Wünsche erfüllen (können)?
Das Gehalt ist immer eine sehr undurchsichtige Sache. Es ist die Rede von 20 Millionen Euro brutto, das wären in Spanien 10 Millionen Euro netto. Ich glaube, dass es auf diese 10 Millionen hinauslaufen könnte. Bei 13 Millionen Euro netto wäre er in einer Liga mit Eden Hazard und Sergio Ramos, das wäre für mich eher unwahrscheinlich. Beim Gehalt hab ich jedoch noch nichts Konkretes gehört. Aber Alaba bzw. Zahavi wollen ein Handgeld in der Höhe von 20 Millionen Euro als Ablöseersatz.
Wie sehr spielt auch die Zukunft von Kapitän Sergio Ramos, die immer noch unklar ist, eine Rolle bei einem möglichen Alaba-Deal?
Das spielt generell eine große Rolle in diesem riesigen Kosmos Real Madrid. Auch die Zukunft von Nacho Fernandez hängt davon ab. Stand jetzt ist der letzte Arbeitstag von Sergio Ramos der 30. Juni und auch da ist es ähnlich wie bei Alaba. Ramos hat einen Vertrag vorliegen, aber noch nicht zugesagt, weil er noch ein wenig pokert. Es könnte sein, dass Ramos nicht verlängert und man dann noch bei Alaba erhöht. Auch wenn Ramos bleibt, könnte Alaba kommen. Denn auch Varanes Zukunft ist unklar. Er ist ja schon zehn Jahre bei Real Madrid und könnte ein neues Abenteuer im Sommer starten.
Alaba hat den Wunsch geäußert, bei seinem zukünftigen Klub im Mittelfeld spielen zu wollen? Kroos, Modric, Casemiro - Real hat derzeit ein Weltklasse-Mittelfeld. Gäbe es da einen Platz für den Österreicher?
Speziell in dieser Saison ist dieses Mittelfeld Weltklasse. Die Drei spielen groß auf. Ich glaube, dass man mit Modric, dessen Vertrag ausläuft, noch einmal um ein Jahr verlängert. Aber die Drei brauchen auf jeden Fall einen erfahrenen Spieler, der ihnen Pausen verschafft. Jetzt will Alaba aber auch einen Stammplatz haben. Ich weiß nicht, ob er jedes Spiel eine andere Position einnehmen möchte. Einmal Innenverteidigung, einmal Mittelfeld, einmal vielleicht sogar links hinten. Für Real Madrid wäre es aber wichtig, wieder einmal einen Erfahrenen zu holen. In den letzten Jahren wurde der Fokus vielleicht zu sehr auf Talente gelegt. So ein erfahrener Spieler wie Alaba wäre schon auch wichtig, ob als defensiver Mittelfeldspieler als Casemiro-Konkurrent oder als Innenverteidiger. Das hängt dann vom Spieler ab …
Auf welcher Position würdest du ihn bei Real sehen?
Ich sehe ihn vorwiegend in der Innenverteidigung, weil einer von den beiden Chef-Innenverteidigern, also Ramos oder Varane, wohl gehen wird. Mit Alaba würde ein Erfahrener dazukommen, der dann auch optional im Mittelfeld aushelfen könnte.
Auf welche großen Unterschiede muss sich Alaba bei Real Madrid einstellen?
Toni Kroos und andere Spieler haben gesagt, dass Real Madrid dann noch einmal eine Nummer größer ist. Sei es der Druck oder die Medienwelt. In Madrid gibt es zwei Sporttageszeitungen, die regelmäßig alles unter die Lupe nehmen. Der Verein hat eine eigene Real-Madrid-Stadt aufgebaut. Bei Real muss man jedes Jahr Titel holen. Alaba müsste schauen, dass er sich privat nichts zu Schaden kommen lässt, sonst hast du keine Lobby. Und wenn du hier keine Lobby in der Presse hast, dann gibt es sehr schnell Kritik.
Wie sieht es in der Fan-Szene aus? Würde man Alaba mit offenen Armen empfangen oder hätte er aufgrund seiner Bayern-Vergangenheit einen schweren Stand bei den Anhängern der „Königlichen“?
Viele kennen ihn nicht nur als sehr guten Spieler, sondern auch als ziemlich feine Persönlichkeit. Deshalb sind viele Fans offen. In Spanien ist er jetzt nicht der ganz große Name. Unsere deutschsprachigen Leser sind jedoch schon positiv gestimmt. Er ist ein Spieler auf Weltniveau und kommt von einem Weltverein. Das Finanzthema ist so eine Sache, das sieht der ein oder andere kritisch, wenn es denn wirklich so ist.
Neben Alaba wurden ja zuletzt auch Kylian Mbappe und Erling Haaland mit Real Madrid in Verbindung gebracht? Wird Real im Sommer bei einem der beiden zuschlagen?
Mbappe ist natürlich DAS ganz große Ziel von Real-Präsident Florentino Perez. Es hängt von dem Spieler und von der Saison in Paris ab. Auch das finanzielle Gesamtpaket spielt eine Rolle, da müsste man noch einige Spieler loswerden. Da bin ich noch skeptisch, dass das im Sommer was wird. Wenn jedoch Budget da ist und einer der beiden Spieler will, dann wird man all in bei Mbappe gehen. Haaland ist schon auch ein Wunsch, aber Priorität hat Mbappe.
Abschlussfrage: Was meinst du, passt David Alaba überhaupt zu Real Madrid?
Er ist ein Weltklassespieler. Jetzt mit bald 29 Jahren ist er nicht mehr der Jüngste, aber Real Madrid hat auch mit erfahrenen Transfers wie Cannavaro, Van Nistelrooy oder Puskas in der Vergangenheit schon sehr positive Erfahrungen gemacht. Deswegen wäre ich offen, auch wenn die finanziellen Bedingungen teilweise noch sehr hoch klingen, das macht mich ein bisschen skeptisch. Aber ich habe keine Zweifel, dass Alaba diesem Team weiterhelfen würde.
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