Der zurückgetretene Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) sprach bei seinem Abgang offen über Morddrohungen gegen ihn und sein Umfeld - und wie sehr ihm dieser Hass zugesetzt habe. Er ist damit nicht allein. Für mehrere Regierungsmitglieder gehört Polizeischutz erschreckenderweise zum Alltag.
Justizministerin Alma Zadic (Grüne) wurde gleich nach ihrem Amtsantritt bedroht, sie musste seither die längste Zeit von der Cobra beschützt werden. Innerhalb kurzer Zeit hat die Politikerin, die einst als Kind mit ihren Eltern aus Bosnien nach Österreich geflüchtet ist, mehr als 25.500 strafrechtlich relevante Hass-Nachrichten erhalten.
Während Zadics Schwangerschaft schrieb ein Verschwörungstheoretiker: „Sie wird die Geburt ihres Kindes garantiert nicht mehr erleben.“
Nach Gewalt-Eskalationen bei Demos in Wien-Favoriten im vergangenen Juni gerieten Innenminister Karl Nehammer und Integrationsministerin Susanne Raab (beide ÖVP) ins Visier von Radikalen. Ein amtsbekannter Verdächtiger, ein Pensionist mit Waffenbesitzkarte, drohte Nehammer sogar: „Pass auf deine Kinder auf.“ Der Polizeischutz musste auf die Familie des Innenministers ausgeweitet werden.
Auch Kanzler Sebastian Kurz (ÖVP) ist immer wieder Ziel von Hasspostern. Erst im Jänner musste sich ein Linzer vor Gericht verantworten, weil er im Internet dazu aufgerufen hatte, den Regierungschef zu töten.
Der zurückgetretene Gesundheitsminister hat davon gesprochen, dass ihm die Drohungen viel Energie geraubt hätten. Ganz besonders erschüttert habe ihn, dass die Aufrufe zur Gewalt auch vor seinem Umfeld nicht haltgemacht haben.
Viele der Aggressoren fühlen sich offenbar sehr sicher: Zahlreiche Hass-Nachrichten und Drohungen werden tatsächlich unter dem echten Namen verfasst.
Kronen Zeitung
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