Diplomatische Eiszeit

Türkei vs. Griechenland: Treffen endet in Eklat

Ausland
16.04.2021 14:40

Seit Jahren ist das Verhältnis zwischen der Türkei und Griechenland angespannt - im Wesentlichen hakt es dabei momentan an den Themen Migration und Erdgasvorkommen. Bei einem Treffen der Außenminister der beiden Länder kam es nun zu einer Auseinandersetzung vor laufenden Kameras. Mit den freundlichen Tönen war es dabei rasch vorbei.

Eigentliche sollte der erste Besuch eines griechischen Außenministers in der türkischen Hauptstadt Ankara seit zwei Jahren zu einer Annäherung der Länder beitragen. Nach einem gemeinsamen Treffen waren Nikos Dendias und sein türkischer Amtskollege Mevlüt Cavusoglu vor die Presse getreten. Zu Beginn lobten die beiden noch eine positive Atmosphäre, ehe das Gespräch schnell eskalierte und sie sich gegenseitig schwere Vorwürfe machten.

„Inakzeptable Anschuldigungen
Dendias hatte die Türkei etwa ermahnt, keine Fake News zu verbreiten. Cavusoglu, der Dendias zu Beginn noch seinen langjährigen Freund nannte, reagierte und sagte, er habe das Gespräch in einer freundlichen Atmosphäre stattfinden lassen wollen. In seiner Rede habe Dendias aber „leider äußerst inakzeptable Anschuldigungen gegenüber meinem Land geäußert“.

Menschen „ins Meer geworfen”
Cavusoglu warf Griechenland daraufhin etwa vor, Menschen „ins Meer geworfen” zu haben. Das habe man nicht vor der Presse besprechen wollen, „aber Sie stellen sich hierher und beschuldigen die Türkei vor der Presse, um natürlich Ihrem Land eine Botschaft zu vermitteln. Das kann ich nicht akzeptieren”, sagte der türkische Außenminister.

Griechenland über Erdgassuche empört
Die Regierung in Athen wirft dem Nachbarn im Gegenzug vor, in Gewässern der ausschließlichen Wirtschaftszone Griechenlands illegal nach Erdgas zu forschen. Die türkische Regierung argumentiert, die erkundeten Zonen gehörten zum türkischen Festlandsockel und die Türkei habe ein Recht auf Ausbeutung der Bodenschätze.

Fanden trotz Bemühungen keinen diplomatischen Konsens: Nikos Dendias (Griechenland) und Mevlüt Cavusoglu (Türkei) (Bild: AP/Burhan Ozbilici)
Fanden trotz Bemühungen keinen diplomatischen Konsens: Nikos Dendias (Griechenland) und Mevlüt Cavusoglu (Türkei)

„Krieg“ zwischen Ministern
Der offene Disput sorgte auch bei Experten für erstaunte Reaktionen. „Skandal von Dendias“, schrieb etwa die regierungsnahe türkische Zeitung „Milliyet“. Die konservative Athener Zeitung „Political“ sah gar „Krieg zwischen Dendias und Cavusoglu in der Luft“.

Von „Zankerei“ schrieb die türkische Zeitung „Cumhuriyet“. Die ebenfalls in der Türkei erscheinende Zeitung „Hürriyet“ nannte Dendias‘ Benehmen „schockierend“: „Er kam zum Dialog und fing einen Streit an.“ Die linke griechische „Zeitung der Redakteure“ hingegen fragt: „Was nun?“ Beide Seiten würden den Dialog fortsetzen wollen, hätten aber grundverschiedene Auffassungen.

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