Russische Terroristen?

Botschaftsmitarbeiter müssen Tschechien verlassen

Ausland
17.04.2021 21:14

Wegen zweier Explosionen in Munitionslagern in Südmähren, die sich im Jahr 2014 ereignet hatten, sind nun 18 Mitarbeiter der russischen Botschaft in Prag ausgewiesen worden. Die ausgewiesenen Mitarbeiter sind laut der tschechischen Regierung als Angehörige von russischen Geheimdiensten identifiziert worden und sollen in die Detonationen verwickelt gewesen sein.

Die Betroffenen sollen Tschechien innerhalb von 48 Stunden verlassen, hieß es in einer gemeinsamen Mitteilung von Ministerpräsident Andrej Babis und Innenminister Jan Hamacek. Laut Babis war Staatspräsident Milos Zeman über den Vorgang der Regierung informiert und sei damit „völlig einverstanden“. Zeman gilt als pro-russisch. Es handelt sich offenbar um die umfangreichste Ausweisung von ausländischen Diplomaten in der Geschichte Tschechiens.

Kremlchef Wladimir Putin wird auf diesem Transparent, der von Demonstranten an das Einfahrtstor zur russischen Botschaft in Prag gebunden worden ist, als „Killer, Dieb und Diktator“ bezeichnet. (Bild: AP)
Kremlchef Wladimir Putin wird auf diesem Transparent, der von Demonstranten an das Einfahrtstor zur russischen Botschaft in Prag gebunden worden ist, als „Killer, Dieb und Diktator“ bezeichnet.

Moskau reagierte prompt. Prag sei sich sehr bewusst, was auf „solche Tricks“ folge, sagte die Sprecherin des russischen Außenministeriums, Maria Sacharowa, der Agentur Interfax zufolge. Wladimir Dschabarow vom Föderationsrat sagte: „Die Reaktion sollte verhältnismäßig sein.“ Andere Politiker in Moskau äußerten ihr Unverständnis.

Ministerpräsident Andrej Babis (Bild: AFP)
Ministerpräsident Andrej Babis

Tatverdächtige im Fall Skripal auch in Tschechien?
Die Sondereinheit der tschechischen Polizei für den Kampf gegen die Organisierte Kriminalität veröffentlichte zwei Fahndungsfotos. Sie stimmen mit denjenigen von zwei Tatverdächtigen überein, die im Zusammenhang mit dem Nervengift-Anschlag auf den früheren Doppelspion Sergej Skripal in Großbritannien gesucht werden.

Attentat auf Skripal: die beiden Verdächtigen auf Fahndungsfotos der englischen Polizei (Bild: Metropolitan Police Service)
Attentat auf Skripal: die beiden Verdächtigen auf Fahndungsfotos der englischen Polizei

Die mutmaßlichen GRU-Spione sollen demnach Mitte Oktober 2014 für sechs Tage in Tschechien gewesen sein und dabei auch die Region besucht haben, in der sich das fragliche Munitionslager befindet. Sie hätten dabei russische Pässe mit den Namen Alexander Petrow und Ruslan Boschirow verwendet.

Zu den Explosionen war es im Oktober und dann im Dezember 2014 gekommen. Bei der ersten Explosion kamen zwei Menschen ums Leben.

Angespannte Beziehungen
Die Beziehungen zwischen Tschechien und Russland sind seit Längerem angespannt. Der Grund ist unter anderem die Beseitigung der Statue des sowjetischen Marschalls Iwan Konew, dessen Einheiten Prag 1945 befreit hatten, auf einem Prager Platz im vergangenen Jahr. Auch die Installierung einer Gedenkplakette für die sogenannte Russische Befreiungsarmee (ROA) von General Andrej Wlassow in einem Prager Stadtviertel 2020 trug zu den Spannungen bei. Wlassow, ein sowjetischer Generalleutnant, lief in deutscher Gefangenschaft zu den Nazis über, kämpfte aber dann beim Prager Aufstand 1945 gegen die deutschen Besatzungstruppen.

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