Der Mangel an Halbleitern wird die Autobauer noch länger vor eine Herausforderung stellen. Dass die Chip-Produktion nicht in den Händen der Autoindustrie liege, „ist ein fatales Problem, das nicht so leicht gelöst werden kann“, sagte der Direktor der Vereinigung der chinesischen Autohändler, Jia Xinguang, am Sonntag vor Beginn der internationalen Automesse in Shanghai.
„Viele Leute denken, dass das Problem in der zweiten Jahreshälfte gelöst werden kann“, sagte Xinguang der Deutschen Presse-Agentur weiter. Er erwarte aber nur eine leichte Besserung, „ohne dass eine fundamentale Lösung zur Verfügung steht“. Die Autobauer hätten keinen Einfluss darauf. „Die Autoindustrie ist nicht in der Lage, ihre eigenen Chips herzustellen, was ein großes Problem ist.“ Dabei hätten Autos immer komplexere Probleme wie autonomes Fahren und Energieverwaltung zu lösen.
Ford setzt Produktion in einigen Werken aus
Erst am Freitag hatte der US-Autobauer Ford aufgrund der Lieferengpässe bei Halbleiterbauteilen erneut die Produktion in einigen Werken anhalten müssen. „Wir prüfen täglich die Auswirkungen auf unsere Produktionsplanung“, teilte ein Sprecher des Unternehmens mit. „Aufgrund der angespannten Liefersituation wird die Produktion in unserem Werk in Saarlouis vorerst vom 19. April bis 18. Mai pausieren.“
Zudem setze das Unternehmen die Produktion in Gölcük (Türkei) beim Joint Venture Ford Otosan bis zum 13. Juni aus. „Diese Unterbrechung beinhaltet das Vorziehen von zwei Wochen Werksferien im Sommer und eine Woche im Rahmen der türkischen Nationalfeiertage“, sagte der Sprecher. Auch im Werk in Valencia (Spanien) werde aufgrund des Lieferengpasses die Produktion reduziert. An den Ford-Standorten in Craiova (Rumänien) und Köln kam es heuer ebenfalls bereits zu Produktionspausen. Derzeit seien dort aber keine weiteren Unterbrechungen geplant, hieß es.
In Hackordnung nach unten gerutscht
Auch andere Hersteller - darunter Hyundai, Volkswagen, Audi und Toyota - hatten in den vergangenen Wochen ihre Produktion bereits pausieren müssen. Die grassierende Chip-Knappheit hat ihren Ursprung im März 2020: Auf dem Höhepunkt der Corona-Krise standen weltweit Werke still, Verkaufshäuser waren geschlossen, der Absatz brach ein. Viele Autobauer stornierten deshalb Bestellungen bei ihren Zulieferern. Der Chipmarkt wurde in dieser Zeit aber sowieso von Herstellern von Smartphones und Unterhaltungselektronik leergekauft, deren Produkte boomten.
Diese Erfahrung wirkt nach: Für die Chipfabriken ist das Geschäft mit Elektronikkonzernen lukrativ, denn diese nehmen modernere, teurere Bauteile ab als Autohersteller. Die müssen sich nun, nachdem sie ihre Produktion wieder hochgefahren haben und sich die Nachfrage erholt hat, hinten anstellen.
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