Bedenklich: Schon an 16 Tagen wurde heuer der Feinstaub-Grenzwert in Graz überschritten - das ist so viel wie im gesamtem Jahr 2019. Hauptgrund dafür ist, dass der Verkehr wieder deutlich zugelegt hat.
Der sanfte Lockdown gilt zwar noch, aber so ernst wie vor einem Jahr nehmen ihn die wenigsten. Die Steirer müssen wieder in die Arbeit, in die Schule - nur meiden sie derzeit die Öffis, vermutlich aus Angst vor Ansteckung, sagt Wolfgang Götzhaber, Referatsleiter beim Umweltamt Graz. „Die Verkehrsfrequenz ist jetzt höher als im November 2020 vor dem Lockdown.“
Eine Folge: In Graz-Don Bosco, der Feinstaub-Hochburg, wurde schon an 16 Tagen seit Jahresbeginn der Grenzwert von 50 Mikrogramm Feinstaub pro Kubikmeter überschritten. Das ist so viel wie im ganzen Jahr 2019 - von der EU erlaubt sind allerdings 35 Tage.
Erst im Februar stellte ein Rechnungshofbericht der Luftgüte im Raum Graz eine desaströse Bilanz aus, wonach sich zwischen 2014 und 2019 kaum etwas gebessert hätte.
Weniger Feinstaub als vor zehn Jahren
So will Experte Götzhaber das aber nicht stehen lassen. „Die längere Entwicklung ist gut. Das liegt einerseits am Verkehr, aber auch daran, dass zum Beispiel die Fernwärme ausgebaut wurde. Das ist wesentlich, damit die Emissionsquellen aus der Stadt Graz rausgehen.“
Auch nicht unwichtig dabei: das Wetter. Sogenannte Inversionswetterlagen, bei denen die kalte Luft unten und die warme in höheren Lagen ist, werden seltener und weniger lang. Das ist gut für die Luftgüte, denn bei einer solchen Wetterlage steht die Luft und bewegt sich nicht.
Stickstoff-Dioxide als größere Belastung
Auch Gerhard Semmelrock, der Leiter der Abteilung 15 für Energie, Wohnbau und Technik des Landes, sieht die Entwicklung insgesamt positiv. „Beim Feinstaub sind die Werte sukzessive gesunken. Man muss aber trotzdem am Drücker bleiben“, sagt der Experte. „Die derzeitigen Werte sind in einer Größenordnung, mit der man in Mitteleuropa rechnen muss.“
Mehr Probleme machen seiner Ansicht nach die Stickstoffoxide NO und NO2. Das Thema wurde jahrelang durch die Feinstaub-Diskussion überlagert, meint Semmelrock. „Hier ist der Verkehr der Hauptemittent, er macht mehr als die Hälfte aus.“ Die Gase können laut dem Verkehrsclub Österreich Allergien und Asthma auslösen und verschlimmern, aber auch für Pflanzen, den Boden und Wasser sind sie schädlich.
Was hilft? Weniger Schwerverkehr, geringere Geschwindigkeit, sparsame Fahrzeuge, so der Experte.
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