„Hast du das auch gespürt?“, diese Frage wurde in der Nacht auf Dienstag wohl in vielen Schlafzimmern in Niederösterreich und Wien gestellt. So war es im Raum Neunkirchen zu mehreren Erdbeben gekommen, gespürt wurden die Erschütterungen bis nach Wien, Hollabrunn, ins Burgenland und Salzburg. Weitere Nachbeben sind durchaus möglich.
„Es wurden erwartungsgemäß einige leichte Schäden im Epizentrum gemeldet, etwa feine Haarrisse im Verputz“, berichtete Seismologe Anton Vogelmann von der ZAMG im Gespräch mit der APA. „Bisher sind an die 10.000 Wahrnehmungsmeldungen aus der Bevölkerung eingegangen“, sagte der Experte. Viele berichteten demnach über die App „QuakeWatch Austria“ von den nächtlichen Erschütterungen, die deutlich verspürt wurden.
„Auf einmal hat alles gegrummelt, die Fenster haben geklappert und im Mauerwerk hat es dann nachgerieselt“, berichtet auch eine Wienerin, die aus dem Schlaf gerissen worden war, gegenüber krone.at. „Im ersten Moment habe ich gar nicht verstanden, was los ist“, so die Wienerin weiter.
Auf das erste Erdbeben der Stärke 4,4 um 0.57 Uhr folgten bis 7.16 Uhr elf Nachbeben in der Region Neunkirchen und Wiener Neustadt mit Magnituden von 1,5 bis 3,2.
Stärkstes Erdbeben seit 20 Jahren
Bereits am 30. März hatte es ein deutlich spürbares Erdbeben gegeben. Nach Angaben der ZAMG war es das stärkste in den vergangenen 20 Jahren im Wiener Becken gewesen. Die Magnitude wurde letztlich mit 4,6 angegeben. Dass es keine Schäden gegeben habe, sei „der Herdtiefe zu danken“, sagte ein Seismologe. Diese betrug damals zehn Kilometer, am Dienstag um 0.57 Uhr neun Kilometer.
Mit weiteren Nachbeben muss laut Vogelmann gerechnet werden. Darunter können auch erneut spürbare Erschütterungen sein. „Eine Nachbebentätigkeit von zwei bis drei Wochen ist zu erwarten“, sagte der Experte.
Anzahl der Beben nicht ungewöhnlich
Die Anzahl der Erdbeben in letzter Zeit in Österreich, sei jedenfalls nicht ungewöhnlich, so Vogelmann im Gespräch mit der APA. Der Erdstoß in der Nacht auf Montag sei ein Folgebeben vom 30. März gewesen und ein solches kommt in dieser Intensität im langjährigen Durchschnitt (100 Jahre) in Niederösterreich etwa alle zwölf und in ganz Österreich alle drei Jahre vor. Das stärkere Beben von Ende März kommt in Niederösterreich alle 15 bis 20 Jahre vor. Hier gebe es aber große Schwankungen und Abweichungen - in der Geologie gehe es schließlich um Millionen Jahre.
„Ganz Europa bewegt sich auf Afrika zu“
Verantwortlich für die Beben ist der Umstand, dass es sich beim Wiener Becken um ein „Zerrungsbecken“ handelt. Laut Vogelmann ist der westliche Teil stabil, während der östliche in Richtung Nordosten geschoben wird. Die Erdkruste wird dadurch gestreckt und immer dünner und sinkt langsam ab. In zehn Kilometern Tiefe kommt es dann zu Brüchen, durch die Spannung abgebaut wird - die Erde bebt. Die Absenkung beträgt gerade einmal ein paar Millimeter in 100 Jahren, dennoch haben sich in den hunderten Millionen Jahren Sedimente mit einer Höhe von 3000 Metern im Wiener Becken eingelagert. Diese Bewegung im Wiener Becken ist übrigens in Relation zu unserem Kontinent zu sehen. „Ganz Europa bewegt sich nämlich in Richtung Süden auf Afrika zu“, erläuterte der Seismologe.
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