Eine groß angelegte Wiener Studie hat ergeben, dass etwa ein Jahr nach einer Infektion mit dem Erreger SARS-CoV-2 bei rund zwei Drittel die Antikörper deutlich zurückgegangen sind. Bei manchen Personen sei der sogenannte Titer aber auch stark hinaufgegangen - was etwa auf einen „Boost“ durch eine Impfung oder durch eine Reinfektion zurückzuführen sein dürfte. Ein weiteres Ergebnis der Studie: Ein hoher Antikörperlevel schützt zwar nicht immer vor einer erneuten Infektion, doch werde dies deutlich erschwert - und man ist vor schweren Verläufen bei einer Erkrankung an Covid-19 geschützt.
Für die Covid-19-Dunkelzifferstudie rekrutierte das Team um die an der Klinik Penzing tätige Lungenspezialistin Marie-Kathrin Breyer kurz nach dem ersten Lockdown im vergangenen Jahr Wien-weit mehr als 12.000 Teilnehmer aus dem Pool jener rund 15.000 Hauptstädter zwischen sechs und 80 Jahren, die seit 2012 an der Lungengesundheitsstudie „LEAD“ teilnehmen. Der Grund: Diese Gruppe ist für die Wiener Bevölkerung repräsentativ.
Zu Beginn Hälfte der Infizierten mit hohem Antikörperlevel
Durch Analyse von Blutproben stellte sich heraus, dass 1,3 Prozent der Wiener durch das Immunsystem gebildete Antikörper gegen SARS-CoV-2 in sich trugen. Diese Studienteilnehmer wurden daraufhin nach sechs und nun nach zwölf Monaten erneut auf Antikörper untersucht. Laut Breyer hatte vor einem Jahr rund die Hälfte der positiv Getesteten - oder 71 Personen - ein hohes Antikörperlevel. Zwölf Monate später reduzierte sich diese Gruppe auf nur noch 15 Prozent (21 Personen).
Die Hälfte der einst mit hohen Titern gesegneten Teilnehmern seien mittlerweile der Gruppe mit mittleren Titern zuzurechnen. Bei einem Viertel wurde ein Abfall auf ein niedriges Niveau über rund ein Jahr hinweg registriert, so die Daten aus der kurz vor der Veröffentlichung im Fachmagazin „Scientific Reports“ stehenden Analyse. In der Gruppe mit zunächst mittlerem Antikörperlevel fielen fast 60 Prozent auf ein niedriges Niveau. Letztere Gruppe wuchs von 13 Prozent auf 45 Prozent an.
Antikörper schützen nicht immer vor erneuter Ansteckung
In Summe müsse man festhalten, dass „rund zwei Drittel aller SARS-CoV-2-Infizierten mit dem Niveau ihrer Antikörpertiter über ein Jahr doch deutlich abfallen“, so die Lungenspezialistin am Dienstag bei einem Online-Vortrag. Bei manchen stiegen die Titer aber auch stark an - entweder durch eine Impfung oder weil sich die Probanden ein weiteres Mal mit dem Virus infiziert hatten. Das sei „die schlechte Nachricht“, so Breyer. Die Höhe der Antikörper sage nämlich nichts darüber, „ob ich immun bin, ob ich SARS-CoV-2 übertragen kann oder ob ich vor einer Reinfektion geschützt bin“.
Aber: Schwere Verläufe können verhindert werden - und auch wenn nicht immer die Übertragung verhindert werden kann, so sei dies jedoch deutlich erschwert, zeigte sich Breyer überzeugt.
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