Jubel vor Gericht
Floyd-Urteil: „Heute können wir wieder atmen“
Jubel ist nach dem Schuldspruch für den weißen Ex-Polizisten Derek Chauvin wegen der Tötung des Afroamerikaners George Floyd vor dem Gericht in Minneapolis aufgebrandet. Hunderte Menschen hatten sich vor dem Gebäude versammelt, unter anderem „Black Lives Matter“ skandiert und George Floyds Namen gerufen. Zahlreiche Menschen zeigten sich erleichtert über das Urteil - allen voran der Bruder des Getöteten, Philonise Floyd, der erklärte: „Heute können wir wieder atmen.“
Kurz vor seinem Tod hatte der 46-jährige George Floyd jene Worte gesagt, die in der Folge zum Inbegriff von Rassismus und Polizeigewalt in den USA avancierten - „I can‘t breathe“ („Ich kann nicht atmen“). „Gerechtigkeit für George bedeutet Freiheit für alle“, erklärte der Bruder des Verstorbenen, stellte jedoch klar, dass der Kampf gegen Ungerechtigkeit weitergehe.
Obama: „Heute hat eine Jury das Richtige getan“
Ex-US-Präsident Barack Obama rief nach dem Schuldspruch zu einem tiefgreifenden Umdenken und Reformen auf. „Heute hat eine Jury das Richtige getan. Aber wahre Gerechtigkeit erfordert, dass wir die Tatsache einsehen, dass schwarze Amerikaner anders behandelt werden, jeden Tag“, erklärte Obama auch im Namen seiner Frau Michelle.
„Wir müssen anerkennen, dass Millionen unserer Freunde, Familienangehörigen und Mitbürger in Angst leben, dass ihre nächste Begegnung mit der Polizei ihre letzte sein könnte“, so Obama. „Das heutige Urteil mag zwar ein notwendiger Schritt auf dem Weg zu Fortschritt gewesen sein, aber bei Weitem kein ausreichender.“
Biden: „Großer Schritt nach vorne auf dem Weg zur Gerechtigkeit“
Der amtierende US-Präsident Joe Biden zeigte sich froh über den Schuldspruch. „Wir sind alle so erleichtert“, sagte der Präsident in dem Telefonat, das der Anwalt der Familie Floyd öffentlich machte. „Es ist wirklich wichtig.“ Biden versprach zugleich Maßnahmen im Kampf gegen Polizeigewalt gegen Schwarze. Auf Twitter erklärte Biden, dass dies ein großer Schritt nach vorne auf dem Weg zu Gerechtigkeit in den USA sein könne.
„,I can‘t breathe.‘ Dies waren George Floyds letzte Worte. Wir können sie nicht mit ihm sterben lassen. Wir müssen sie weiter hören. Wir dürfen uns nicht abwenden. Wir können uns nicht abwenden“, so Biden weiter.
Harris: Geschichte werde „auf diesen Moment zurückblicken“
An dem Telefonat nahm auch Vizepräsidentin Kamala Harris teil. „Das ist ein Tag der Gerechtigkeit in Amerika“, sagte die erste schwarze Vizepräsidentin des Landes. Die Geschichte werde „auf diesen Moment zurückblicken“. Der Schuldspruch lasse aufatmen, sagte Harris. Nach dem Urteil der Jury in Minneapolis müsse die Arbeit aber weitergehen. „Wir müssen noch immer das System reformieren“, sagte Harris. Die Aufgabe der Vereinigten Staaten sei es nun, George Floyds Vermächtnis und ihn als Person zu ehren. Sie warb für einen Gesetzesentwurf für weitreichende Polizeireformen.
Ben Crump, der Anwalt von Floyds Familie, bezeichnete den Schuldspruch gegen den Ex-Polizisten als „Wendepunkt in der Geschichte“. „SCHULDIG!“, schrieb er auf Twitter. Es sende eine klare Botschaft, dass auch die Strafverfolgung zur Rechenschaft verpflichtet sei. Crump schrieb weiter: „Gerechtigkeit für das schwarze Amerika ist Gerechtigkeit für ganz Amerika!“
Anwalt: „Urteil muss für Amerika ein Präzedenzfall sein“
Mit dem Urteil sei es aber nicht getan - es müsse nun eine Polizeireform geben. Crump nutzte später eine Ansprache vor Journalisten, um an andere Opfer von Polizeigewalt zu erinnern und einen Appell an das Land zu richten: Das Urteil gegen Chauvin müsse für Amerika ein Präzedenzfall sein. Es müsse dazu führen, dass man den Idealen und Versprechen gerecht werde, wenn man sage, dass Freiheit und Gerechtigkeit für alle gelte.
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